Christo: Luftpaket im Gasometer

Der Verpackungskünstler plant in Oberhausen eine Kathedrale der Luft: 90 Meter hoch und 50 Meter im Durchmesser.

Oberhausen. Der weltbekannte Verpackungskünstler Christo plant für das nächste Jahr eine neue Großinstallation im Gasometer in Oberhausen: Er will mit einem 90 Meter hohen, begehbaren „Luftpaket“ in dem riesigen stillgelegten Gastank der Industriestadt auf die Verletzlichkeit unserer Atmosphäre hinweisen.

1999 hatte Christo mit der Installation „The Wall“ in dem Gastank bereits einen großen Erfolg gefeiert. Das 26 Meter hohe Werk aus 13 000 bunten Ölfässern hatten sich damals rund 390 000 Besucher angesehen.

Das neue Projekt stellten Christo und seine Mitarbeiter am Donnerstag in einer Pressekonferenz vor. Der am Vortag 77 Jahre alt gewordene Künstler wurde per Video aus New York zugeschaltet. Das neue Werk soll vom 15. März bis zum 30. Dezember nächsten Jahres im Gasometer zu sehen sein. Für die Aufbauphase im Frühjahr reist Christo selbst ins Ruhrgebiet.

Die Skulptur unter dem Motto „Big air package“ (großes Luftpaket) hat nach den Planungen einen Durchmesser von 50 Metern. Sie besteht aus einer 5,3 Tonnen schweren lichtdurchlässigen Hülle und 4500 Metern Seil, die den Ballon einschnüren wie ein riesiges Paket.

Das Werk soll durch Tageslicht beleuchtet und teils blau angestrahlt werden. Die Produktionskosten liegen bei 1,4 Millionen Euro, zur Deckung der Kosten seien 300 000 Besucher eingeplant, sagte die Leiterin der Gasometer-Gesellschaft, Jeanette Schmitz.

Die Zuschauer können durch eine Schleuse das Innere des riesigen Luftkissens betreten. Dort entstehe eine „Atmosphäre der Ruhe und kontemplativen Stille. „Die Skulptur setzt so künstlerisch ein Zeichen für die Verletzlichkeit unserer Atmosphäre, die uns tagtäglich umgibt, schützt und am Leben hält.“

Begleitet wird die Installation von einer Ausstellung mit großformatigen Fotos früherer Christo-Arbeiten, die sein Fotograf Wolfgang Volz angefertigt hat. „Das Bemerkenswerte am Gasometer ist der riesige Innenraum — 100 Meter hoch und leer“, sagte Christo, der seltener öffentlich zu sehen gewesen ist, seitdem 2009 seine Frau und künstlerische Partnerin Jeanne-Claude gestorben war. Es habe ihn gereizt, diesen riesigen Raum zu füllen.

Zuletzt hatte Christo mit Jeanne-Claude 1968 bei der documenta IV in Kassel ein Luftpaket geschaffen. Die Installation war mit einem Durchmesser von zehn Metern und einem Inhalt von 5600 Kubikmetern Luft aber viel kleiner als die in Oberhausen geplante. Dennoch habe es damals technische Probleme gegeben. Dies werde diesmal hoffentlich nicht der Fall sein, sagte Volz.

Die Hülle für den Gasometer fasst nach Christos Plänen 177 000 Kubikmeter Luft — Platz genug für etwa 400 Einfamilienhäuser, wie Volz bei der Pressekonferenz sagte. Damit sei „Big air package“ die größte aufblasbare Hülle der Welt ohne Trage-skelett. Sie werde den riesigen Gasometer bis auf einen schmalen Gang fast völlig ausfüllen. Der Innenraum des Kunstwerkes wirke wie eine „Kathedrale der Luft“.