Der Künstler als Spielender: David Weiss gestorben
Zürich/Wien (dpa) - Wer lacht, hat verstanden: Die Arbeit des Schweizer Künstlerduos Fischli/Weiss ist oft irritierend, stellt Sehgewohnheiten infrage und nimmt den Alltag ebenso aufs Korn wie die Kunst selbst.
Verspielt und doch intellektuell, dabei subtil ironisch bahnten sich die beiden Schweizer ihren Weg von der Zürcher Szene der späten 1970er Jahre in die Top 100 der internationalen Kunst. Jetzt ist das Duo am Ende. David Weiss ist tot. Er starb am Freitag in Zürich, bestätigte die Familie seines Künstlerpartners Peter Fischli der Nachrichtenagentur dpa. Er war 65 Jahre alt und litt an Krebs.
Der in Zürich geborene Künstler Weiss lernte Bildhauerei in seiner Heimatstadt und in Basel. Im Umfeld der Zürcher Punkszene stießen er und der um sechs Jahre jüngere Peter Fischli, der in Italien studiert hatte, aufeinander. Als Duo wurden die Beiden bald zu einer festen Größe in der Gegenwartskunst.
Ihnen gelang vor allem das Kunststück, Intellektualität nicht als Ballast, sondern mit ironischer Leichtigkeit ins künstlerische Spiel zu bringen. Zu denken gab es dennoch genug in ihren Fotoserien, Filmen und oft multimedialen Installationen. So bekamen Alltagsgegenstände eine neue Bedeutung, Gewohntes wurde auf humorvolle Weise infrage gestellt.
Zufälliger Kühlschrankinhalt war das Thema ihrer ersten gemeinsamen Arbeit 1979: Für die „Wurstserie“ mit zehn Fotografien kombinierten sie Würste und Wurstscheiben mit Abfällen, Aufnahmen eines Verkehrsunfalls oder einer Modeschau. Die Filmarbeit „Der Lauf der Dinge“ auf der documenta in Kassel 1987 machte sie dann international bekannt. Kritiker würdigten die Arbeit als ironisch-philosophischen Kommentar zur Bedeutung des Unbedeutenden.
Dabei verfolgt die Kamera fast 30 Minuten lang einen Bewegungsablauf entlang einer langen Reihe von zufällig kombinierten Gegenständen und Materialien. In einem Domino-Effekt, der mehrmals stockt, greifen physikalische und chemische Prozesse ineinander. Verzögerungen und überraschende Effekte vermitteln eine Spannung, die von der britischen Zeitung „The Independent“ einem Hitchcock-Krimi gleichgesetzt wurde.
Künstlerische Arrangements, die sie aus Alltagsgegenständen und banalen Situationen schufen: Das war bald das international bekannte Markenzeichen des Duos Fischli/Weiss. Vertreten wurden sie von der Matthew Marks Gallery in New York. Ihre Arbeiten sind regelmäßig in den großen Häusern der Welt zu sehen, von der Tate Modern in London über das Centre Pompidou in Paris bis zum Guggenheim-Museum und dem Museum of Modern Art in New York.
Gemeinsam erhielten die Künstler, die privat getrennte Wege gingen und Familien gründeten, zahlreiche Preise. 2003 ging der Goldene Löwe der Biennale in Venedig an die Schweizer, 2010 der Kölner Wolfgang-Hahn-Preis. Das „manager magazin“ reihte Fischli/Weiss in seinem „Kunstkompass“ erst vor wenigen Tagen auf Platz 26 der wichtigsten 100 internationalen Künstler ein.