Der „Schraubenkönig“ Würth und die Kunst

Künzelsau (dpa) - Ein Kunstwerk des deutschen Expressionisten Emil Nolde soll es gewesen sein, das den „Schraubenkönig“ Reinhold Würth einst zum Kunstsammler machte. 1964 erwarb der Unternehmer das Aquarell „Wolkenspiegelung in der Marsch“.

Heute trägt es die Inventarnummer 3 einer auf rund 14 000 Kunstwerke angewachsenen Sammlung. 14 Kunstmuseen und kleinere Galerien an seinen Unternehmensstandorten in Europa bestückt der Milliardär damit.

Mit der Holbein-Madonna kommt jetzt eines der bedeutendsten deutschen Renaissance-Kunstwerke hinzu, das Würth dem Frankfurter Städel Museum wegschnappte. Die Madonna hat ihren neuen Platz in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall. In dem zum Museum umfunktionierten Gebäude aus dem 12. Jahrhundert präsentiert Würth seine „Alten Meister“.

„Ich bin zu 80 Prozent Kaufmann, zu 20 Prozent Kunstliebhaber“, sagte der 76-Jährige vor einigen Tagen dem „Spiegel“. 9,7 Milliarden Euro setzte die Würth-Gruppe im vergangenen Jahr um. Schrauben stehen da längst nicht mehr im Mittelpunkt, als „Spezialist für Befestigungs- und Montagematerial“ wird das Unternehmen meist bezeichnet.

Mit der Kunst pflegt Würth seinen „Bürgersinn“, für den er auch oft gelobt wurde. Umso gekränkter war er über eine Steueraffäre: 2008 wurde er wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt, ist seitdem vorbestraft - was er nach wie vor als große Ungerechtigkeit empfindet, wo er doch soviel für die Allgemeinheit tut. Als Konsequenz verlegte er seinen Wohnsitz nach Österreich. „Die Wunden sind verheilt, aber die Narben sind geblieben“, sagte er damals.

Der Schwerpunkt seiner Kunstsammlung liegt auf Skulpturen, Malerei und Grafiken vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. So hat er die größte Sammlung in Deutschland mit Werken von Christo aufgebaut. Die Liste seiner prominenten Künstler ist sehr lang: Georg Baselitz, Max Beckmann, Max Bill, Eduardo Chillida, Tony Cragg, Alfred Hrdlicka, Anselm Kiefer, Ernst Ludwig Kirchner, Henry Moore, Edvard Munch, Pablo Picasso ...