Dürer-Bild-Streit beherrscht Festakt zur Ausstellungseröffnung
Nürnberg (dpa) - Geprägt von vorsichtiger Kritik des Germanischen Nationalmuseums (GNM) an der Ausleihepolitik der Pinakothek in München ist die Ausstellung „Der frühe Dürer“ eröffnet worden.
Museumsdirektor Ulrich Großmann wies darauf hin, dass möglicherweise eine frühzeitige Restaurierung des Dürer-Selbstporträts „Mann im Pelzrock“ eine Ausleihe nach Nürnberg ermöglicht hätte.
So habe es das Germanische Nationalmuseum beispielsweise mit einem wertvollen Kunstwerk aus der Barbarossa-Zeit bei einer Anfrage aus Paris gehalten, obwohl das Werk auch auf der Liste der nicht entleihbaren Kunstwerke des GNM stehe. „Ich hätte mir gewünscht, man hätte bei dem Dürer-Selbstporträt ähnlich gehandelt.“ Die Pinakothek hatte mit Hinweis auf den schlechten Zustand des Bildes eine Ausleihe an das GNM abgelehnt.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bat vor rund 2200 Zuhörern erneut um Verständnis für die umstrittene Entscheidung. „Auch ich hätte mir gewünscht, das "Pelzrock"-Bild heute hier präsentieren zu können“, sagte er. Er habe sich persönlich in der Restaurationswerkstatt der Pinakothek davon überzeugt, dass der schlechte Zustand des Bildes den Transport nach Nürnberg nicht erlaubt. „Auch ein Politiker gerät manchmal an einen Punkt, wo es zum Sachzwang keine Alternative gibt“, sagte Seehofer.
Die größte Dürer-Ausstellung in Deutschland seit 40 Jahren ist noch bis zum 2. September zu sehen. Vier Ausstellungsbereiche zeichnen dabei die Entwicklung Dürers vom jungen Zeichentalent bis zum Malerstar nach. 51 Leihgeber aus 12 Nationen hatten für die Ausstellung Kunstwerke zur Verfügung gestellt. Das Museum rechnet an den 100 Ausstellungstagen mit 100 000 bis 150 000 Besuchern aus aller Welt.