Wohnkultur im Revier: In den Zimmern des Ruhrgebiets

Eine Ausstellung in Oberhausen will die Wohnkultur im Revier ergründen — und beleuchtet dabei auch gängige Klischees.

Oberhausen. Holzvertäfelte Kommoden, wuchtige, mit Ornamenten verzierte Schränke: Wenn es um die Wohnkultur im Ruhrgebiet geht, ist das Schlagwort vom Gelsenkirchener Barock nicht weit. Auch die Ausstellung „At Home — Der Blick durchs Schlüsselloch: Wohnen im Ruhrgebiet gesehen durch die Kunst“, die ab Sonntag in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen läuft, kommt um diese Facette des Ruhrgebiets-Typischen nicht herum — will sie aber auch gar nicht.

Vielmehr bietet die Schau in Oberhausen eine weitläufige Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des Wohnens in der Arbeiterregion — das Klischee Gelsenkirchener Barock eingeschlossen. Gleichzeitig aber bleibt genug Raum, um sich den ungewöhnlichen und abwechslungsreichen Themen des Wohnens zu widmen.

Die Ausstellung verfolgt dabei keinen kulturhistorischen Ansatz. Im Mittelpunkt der Konzeption steht der künstlerische Blick ins Private, — durchs Schlüsselloch, wie der Titel vorgibt. Oft habe man auch gar nicht durchs Schlüsselloch gucken müssen, sagt Kuratorin Nina Dunkmann, deren erstes großes Ausstellungsprojekt die Schau in Oberhausen ist. „Die Türen standen häufig weit offen, was ja auch einen gewissen Stolz der Menschen auf ihr Heim zeigt“, so Dunkmann.

Auf drei Ebenen erstreckt sich die Ausstellung. Insgesamt 222 Werke von 65 Künstlern werden gezeigt. Die Ausdrucksformen variieren: Sowohl Fotografie und Malerei als auch neue Medien und Installationen sind vertreten.

Dem Thema Wohnen im Ruhrgebiet nähert sich die Schau dabei aspektorientiert an: Die Arbeiten der Künstler sind unter verschiedenen Überschriften angeordnet und gliedern die Ausstellung so in mehrere Bereiche. Bei Oliver Blobels und Sebastian Mölleken ist es der Aspekt der Nachbarschaft, der im Fokus ihrer gleichnamigen Foto-Reihe steht.

In einem Arbeiterviertel in Herne haben sie Menschen porträtiert, die durchs geöffnete Fenster ihrer Wohnung nach draußen blicken — in die Linse der beiden Fotografen. Blobels und Möllekens Arbeiten zeigen aber nicht nur die Bewohner, sondern ermöglichen auch einen Blick in das Innere ihrer Wohnung. Das Fenster wird zu einem Rahmen, durch den die Porträtierten sich und ihr Heim stolz präsentieren.

Der Wohnung als Experimentierfeld widmen sich Anna und Bernhard Blume in ihren Werken: Puppen fliegen durchs Bild, Schränke bewegen sich. In ihren Fotoarbeiten werden dem Betrachter lediglich Fragmente von Geschichten vermittelt. Der Titel „Trautes Heim“ steht dabei im krassen Gegensatz zum Gezeigten. Gemütlich und alltäglich ist hier nichts — stattdessen führen die Möbel ein Eigenleben und gewinnen die Kontrolle über ihre Besitzer.

So unterschiedlich die Themenfelder der Ausstellung auf den ersten Blick auch sind, in der Gesamtschau fügen sie sich zu einem großen Ganzen zusammen. Gemein ist den verschiedenen Werken dabei vor allem der Aspekt der Heimat. Im Ruhrgebiet, so zeigt die Ausstellung, haben viele Menschen sie gefunden.