Fälscherprozess lässt Fragen offen
Das Gericht verurteilt am Donnerstag die Fälscher, aber nicht die Händler.
Köln. Nur neun Verhandlungstage brauchte das Kölner Landgericht, um das wohl größte Kunstfälscher-Verfahren der Nachkriegszeit in Deutschland zum Abschluss zu bringen. Ein „Deal“ zwischen Richter, Staatsanwälten und Verteidigern machte es möglich: Im Gegenzug für ihre Geständnisse bekommen die vier Angeklagten Strafrabatt. Zwischen zwei und sechs Jahren Haft wurden als Höchststrafen vereinbart. Dafür entfallen die Befragungen von 168 Zeugen. Am Donnerstag wird das Urteil gesprochen.
Ohne die Absprachen hätten dem Fälscher Wolfgang B. (60) und seiner Frau Helene (53) neun bis zehn Jahre Haft gedroht. Außerdem, räumte Staatsanwältin Kathrin Franz ein, hätte ohne die Geständnisse ein langwieriger Indizienprozess gedroht. Womöglich hätte man B. gar nicht nachweisen können, dass er den Fälscherpinsel führte.
Für das Gericht ist das Verfahren mit dem Urteil erledigt. Warum weltbekannte Auktionshäuser und renommierte Kunstexperten viele Jahre auf B. hereinfielen, wird aber nicht geklärt. Wolfgang B. zielte nach eigenen Worten mit seinen Fälschungen von Meistern der Avantgarde dorthin, „wo die Gier am größten ist“. Und er fand die Achillesferse des Marktes: die Experten.
Eklatante Widersprüche zum Beispiel in der von B. erfundenen Herkunftslegende um den angeblich kunstsammelnden Großvater Werner Jägers fielen den Fachleuten angeblich nicht auf. Der Kunstmarkt machte es den Fälschern leicht, resümierten sowohl Anklage als auch Verteidiger. „Wir haben viel gehört von interessengeleiteten Experten, die nicht nur Expertisen erstellen, sondern selber verkaufen, vermitteln und Provisionen erhalten“, sagte Bs. Verteidiger Christian Rode.
Nur am Rande wurden in dem Prozess die teilweise exorbitanten Wertsteigerungen der Fälschungen bei Weiterverkäufen, Handschlaggeschäften und aus einem einzigen Satz bestehende Echtheitsgutachten gestreift. Der Kunsthandel funktioniere wie der Handel mit faulen Finanzprodukten, sagte Verteidiger Ferdinand Gillmeister: „Alle wollten nur handeln, keiner hat reingeschaut in die Pakete.“
Trotz der schwerwiegenden Vorwürfe bot der Fälscher-Prozess den Stoff für eine Krimikomödie. B., der sein Kunststudium abbrach und mit seinem lockigen Haar wie ein alternder Malerfürst aussieht, sorgte immer wieder für Lacher. Ob er sogar seinen eigenen Lebenslauf plagiiert hat, wird wohl nie geklärt. Seine Ausführungen, er sei als 14-Jähriger von seinem Vater „entdeckt“ worden, ähneln jedenfalls stark der Biographie Picassos.