Fürs die Kunst nur das Feinste
Der Kölner Sammler Udo Brandhorst erhielt im Münchner Zentrum ein eigenes Museum.
München. Ein Staatsakt mit Liveübertragung im Fernsehen, Segenssprüche durch höchste Kirchenvertreter und ein Sprachengewirr von der internationalen Besucherschar: Mit einem aufwendigen Fest ist das neue Museum Brandhorst im Münchner Kunstareal eröffnet worden.
Zehn Jahre nach der Übergabe der Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst des Ehepaares Brandhorst an den Freistaat Bayern haben die auf 100 Millionen Euro geschätzten Werke jetzt ein eigenes Ausstellungshaus. Besucher mussten sich allerdings noch bis vergangenen Donnerstag gedulden, bevor sie den bunten Bau gleich neben der Pinakothek der Moderne von innen erkunden konnten.
Große Namen erwarten die Kunstfans dann: Andy Warhol, Georg Baselitz, Damien Hirst, Sigmar Polke, Alex Katz, Jeff Koons, Joseph Beuys und viele weitere Künstler sind im Museum Brandhorst vertreten. Direktor Armin Zweite, zuvor Kunstsammlung NRW, hat 180 der mehr als 700 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Videos der Sammlung für die Ausstellung ausgewählt. In zukunft, so sagte er, wolle er regelmäßig einzelne Stücke neu hinzufügen oder austauschen. Über die Stiftung Brandhorst soll der Bestand regelmäßig erweitert werden.
Der ultramoderne Bau ist von außen mit 36 000 Keramikstäben in 23 Farbtönen besetzt. Innen strahlen weiße Wände und der Fußboden aus dänischer Eiche Wärme aus. Hinter der scheinbaren Unaufgeregtheit der Ausstellungsräume verbirgt sich komplizierte Technik. Durch ausgetüftelte Verfahren wird möglichst viel Tageslicht nach innen geholt. Auch die Schallisolierung des mitten im Zentrum gelegenen Museumsbaus sei heikel gewesen, gestand Sauerbruch.
Stifter Udo Brandhorst, der nur selten in der Öffentlichkeit auftritt und als kamerascheu gilt, war beim Staatsakt zur Eröffnung dabei. Er hatte seine Sammlung 1999 kurz nach dem Tod seiner Ehefrau Anette dem Freistaat übergeben. Bedingung dafür war allerdings, dass das Land ein eigenes Haus dafür bereitstellen muss. 2005 begannen die Bauarbeiten. Insgesamt kostete das Gebäude 48 Millionen Euro. Bei der Eröffnung demonstrierten Studierende vor dem Festzelt gegen Studiengebühren und forderten, statt für Kunst mehr Geld für Bildung auszugeben.
Die Gäste aus fast ganz Europa und den USA ließen sich die Feierlaune aber dadurch nicht verderben. "Es ist ein Glücksfall", sagte Klaus Schrenk, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die das Museum nun betreibt. Mit dem Museum Brandhorst und der gleich daneben liegenden Pinakothek der Moderne habe München jetzt den "Anschluss an internationale Großstädte" gefunden.
Die Ausstellung spiegelt die Schwerpunkte der ursprünglichen Privatsammlung Brandhorst wider. Im Mittelpunkt stehen die völlig unterschiedlichen Werke von Pop-Ikone Andy Warhol und des US-Malers Cy Twombly. Dessen lyrischen, meist großformatigen Gemälden ist die gesamte obere Etage gewidmet. Nirgendwo sonst außerhalb der USA sind so viele Werke des 81-Jährigen zu sehen.
Im Kontrast zu Twomblys Bildern, die häufig historische Themen aufgreifen, stehen die knalligen, ganz auf die Gegenwart gerichteten Bilder Warhols. Ein Warhol ist auch das größte Bild im Museum, ein elf Meter breites Jesus-Porträt aus dem Zyklus "Last Supper".
Ins Auge stechen außerdem Installationen des Briten Damien Hirst. Die Brandhorsts hatten offenbar eine Vorliebe für Hirst-Werke, die sich mit dem Thema Medizin auseinandersetzen, denn zu sehen sind etwa ein Medikamentenschrank und eine Installation mit zigtausenden einzelnen Tabletten.