Interview: Die Freundin erzählt über Gracias Leben
Zum 25. Todestag wird der Fürstin der Monegassen eine Ausstellung gewidmet.
<b>Paris. Im September jährt sich der Todestag der Schauspielerin Grace Kelly und späteren Fürstin Gracia Patricia zum 25. Mal. Nadia Lacoste (65), ehemalige Freundin und Jahrzehnte lange Pressesprecherin von Gracia Patricia in Monaco, berichtet im Interview über das Leben der Fürstin. Heute öffnet im Grimaldi-Forum die Ausstellung "Die Grace-Kelly-Jahre" ihre Pforten. Bis zum 23. September werden unter anderem noch nie veröffentlichte Fotografien und persönliche Gegenstände Gracia Patricias gezeigt. Was für eine Frau war die Fürstin?
Lacoste: Ich war von ihr begeistert. Sie war kultiviert, intelligent, großzügig, warmherzig und hatte unendlich viel Geduld. Sie interessierte sich wirklich für Menschen, nicht nur weil es ihre Aufgabe als Fürstin war. Besonders lagen ihr jedoch Kinder am Herz. Sie war nach der Hochzeit mit dem Fürsten im Jahr 1956 die Präsidentin der Monegassischen Rotkreuzgesellschaft und gründete die Stiftung Princesse Grace, die im Dienste humanitärer Aufgaben steht und deren Zielgruppe heute überwiegend Kinder sind. Sie war eine perfekte Frau, Fürstin und Mutter.
Wie war die Beziehung zwischen ihr und dem im April 2005 verstorbenen Fürsten Rainier III.?
Lacoste: Die Presse sagte dem Fürstenpaar nach der Hochzeit ja keine lange Zukunft voraus. Die meisten waren überzeugt, dass die Ehe nur wenige Jahre dauern würde. Beide ergänzten sich hervorragend. Fürst Rainier war ein sehr intelligenter Mann, hatte viele Ideen und viel Humor. Wenn er einen Fehler hatte - wenn man das einen Fehler nennen kann - dann den, dass er nicht viel Geduld hatte. Aber da die Fürstin sehr geduldig war, war das nie ein Problem. Er zeichnete übrigens gerne. Während Sitzungen und Tagungen fertigte er oft Karikaturen der Teilnehmer an.
Nach ihrer Hochzeit mit Fürst Rainier III. musste Grace Kelly ihren Beruf als Schauspielerin aufgeben. Bedauerte sie diese Entscheidung sehr?
Lacoste: Diese Entscheidung hat sie alleine getroffen. Niemand hat sie dazu gezwungen. Sie war mit Leib und Seele Schauspielerin. Doch noch wichtiger war ihr ihre Familie. Das lag vielleicht an ihrer Erziehung. Aber vielleicht auch an der Reaktion der Monegassen, als sie erfuhren, dass sie nach ihrer Hochzeit wieder einen Film mit Alfred Hitchcock drehen wollte, der ein enger Freund von ihr war. Die Bevölkerung war schockiert, als sie hörte, dass sie in diesem Film eine krankhafte Diebin spielen sollte. Ganz abgesehen von Liebesszenen. Wie hätte man sie auf den Filmplakaten zeigen sollen: Als Fürstin Gracia Patricia oder als Grace Kelly? Alles wichtige Fragen, die sie sich damals stellen musste. Fürst Rainier hatte ihr die Schauspielerei nicht verboten. Er wollte für diesen Hitchcock- Film, der in Los Angelos hätte gedreht werden sollen, dort sogar für sich und die Kinder ein Haus mieten, denn die Dreharbeiten waren in den sechswöchigen Sommerferien vorgesehen.
Wie wurde sie in Monaco empfangen?
Lacoste: Die erste Zeit war schwierig. Das größte Problem war die französische Sprache. Noch später sagte sie lächelnd: "Wenn ich rede, dann korrigieren mich meine Kinder." Ganz zu Beginn fühlte sie sich fremd in Monaco, ein Ort, den sie kaum kannte sowie Menschen und eine Sprache, die ihr nicht vertraut waren. Doch die Fürstin ging der Bevölkerung entgegen. Sie verließ ohne offizielle Begleitung den Palast, brachte die Kinder zur Schule und ging einkaufen. Sie mischte sich unter die Monegassen.
Man sagt, dass sie an Alkoholproblemen litt. Stimmt das?
Lacoste: Diese Gerüchte, dass sie Alkoholikerin war, stammen von James Spada, der fünf Jahre nach ihrem Tod ein Buch über sie geschrieben hat. Es ist leicht, über jemanden zu schreiben, der nicht mehr da ist. Es stimmt, dass sie gerne ein Glas Champagner getrunken hat, aber nur auf Empfängen und auch nicht jeden Tag. Ich habe die Fürstin in meiner mehr als 20-jährigen Beziehung nie betrunken gesehen. Nur weil man ab und zu ein Glas Champagner trinkt, ist man noch lange kein Alkoholiker.