Klaus Wowereit und seine Berliner „Leistungsschau“

Berlin (dpa) - Es war eine Herzensangelegenheit für Klaus Wowereit: Eine Halle, in der Berlins Kreative aus der aufstrebenden Kunstmetropole ihre Arbeiten zeigen können. Doch die Abgeordneten spielten nicht mit.

Mit „Based in Berlin“ hat der Regierende Bürgermeister am Dienstag nun wenigstens eine temporäre Übersichtsschau aus der Hauptstadt eröffnet. Es ist bald Wahlkampf, der SPD-Politiker will die Debatte über eine permanente Schau wieder anheizen.

Beim Auftakt gab sich Wowereit kämpferisch: „Die Kunsthalle ist noch nicht gescheitert“, sagte er. „Ich bin gespannt, wie die Ausstellung Wellen schlagen wird.“ In der Hauptstadt gebe es zu wenige Orte für Zeitgenössisches. Gerade für Künstler, die noch nicht die ganz großen Hallen füllen können, fehle der Platz.

Tatsächlich haben etwa der Däne Olafur Eliasson oder der international bekannte Thomas Demand erst woanders ausstellen müssen, bevor sie mit ihren Arbeiten einen Fuß in die Kunsthäuser Berlins setzen konnten. Wowereits Bilder-Offensive soll das ändern, auch wenn vor einer Woche die aufstrebende Kunstmesse art forum gestrichen wurde.

Der SPD-Politiker spricht jetzt von „Leistungsschau“ - und wird dafür heftig gescholten. Künstler mögen den Vergleich etwa mit der Industrie oder der Landwirtschaft gar nicht. Man solle ruhig sehen, „was geleistet wird in dieser Stadt“, kontert Wowereit. Er holte sich den Rat von drei profilierten Ausstellungsmachern: Klaus Biesenbach (New York), Hans Ulrich Obrist (London) und Christine Macel (Paris).

Progressiv und vielschichtig - so präsentieren sich die rund 80 Künstler, die bis zum 24. Juli an fünf Standorten einen Einblick in die Kunstszene geben sollen. Vor allem im abrissreifen Atelierhaus Monbijoupark an der Touristenmeile Oranienburger Straße sollen Berliner und Besucher wie zufällig mit Kunst konfrontiert werden. Kühl ragen hier Stahlkonstruktionen empor. Während der Ausstellung wird Putz von der abrissreifen Fassade gehauen, ganze Wände niedergemacht.

Ausschlaggebend für die Auswahl des „repräsentativen Ausschnitts“ war für die Kuratoren, dass die Künstler ihren Lebensmittelpunkt in der Stadt haben und erst in den vergangenen fünf Jahren in Erscheinung getreten sind. Neben Juliette Blightman und Cyprien Gaillard sind mit Rocco Berger und Matthias Fritsch auch Berliner Urgewächse dabei.

Dass sich viele Maler, Bildhauer oder Installationskünstler nicht für Paris, London oder New York entschieden, liegt für Wowereit vor allem „an den Rahmenbedingungen und der kreativen Atmosphäre“ Berlins und an der Galerie-Szene. Für viele Zugereiste dürften die niedrigen Mieten auch eine Rolle spielen.