Münchner Pinakothek zeigt Nazi-Kunst - und ihr Gegenteil
München (dpa) - Nazi-Kunst - und ihr Gegenteil: Die Pinakothek der Moderne in München erinnert mit einer neuen Ausstellung an die Gleichschaltung der Kunst im Nationalsozialismus.
Unter dem Titel „GegenKunst - „Entartete Kunst“ - NS-Kunst - Sammeln nach '45“ zeigt das Museum Nazi-Kunst der NS-Künstler Adolf Ziegler und Josef Thorak und stellt ihnen Werke der unter Adolf Hitler als „entartet“ diffamierten Künstler Max Beckmann und Otto Freundlich gegenüber.
Zieglers Triptychon „Die vier Elemente“, das einst im „Führerbau“ am Münchner Königsplatz über einem Kamin hing, und Thoraks Skulptur „Zwei Menschen“ aus dem Jahr 1941 stehen beide für das nationalsozialistische Kunstideal. Beckmanns Triptychon „Versuchung“ und Freundlichs Plastik „Der Aufstieg“ stehen für das genaue Gegenteil und sind in der kleinen Ausstellung entsprechend anachronistisch angeordnet.
In der Schau, die noch bis Ende Januar 2016 zu sehen ist, gehe es nicht darum, die beiden Münchner Propaganda-Ausstellungen von 1937 zu rekonstruieren, sagte Kurator Oliver Kase am Dienstag. Damals wurde im Haus der Kunst die erste der „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ mit von den Nazis befürworteter Kunst gezeigt, während in den Münchner Hofgartenarkaden die diffamierende Ausstellung „Entartete Kunst“ präsentiert wurde. Die Ausstellungen nahmen eine Schlüsselrolle ein in der NS-Kulturpolitik.
Zwar waren die Werke von Beckmann und Freundlich, die jetzt in München gezeigt werden, nicht Teil der Ausstellung „Entartete Kunst“. Nach Angaben der Pinakothek sind sie aber „aufs Engste mit der Emigration und Verfolgung der Künstler im „Dritten Reich“ verknüpft“. Der jüdische Künstler Freundlich wurde 1943 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Majdanek ermordet.
Beckmann hatte Deutschland unmittelbar nach Hitlers Rede zur Eröffnung des „Hauses der Deutschen Kunst“ 1937, die als Grundstein für die Gleichschaltung der Kunst im Nationalsozialismus galt, verlassen. Sein „Versuchungs“-Triptychon nahm er mit ins Exil. In London wurde es zum Herzstück einer Ausstellung über deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts - als Gegenentwurf zum Nazi-Kunstideal.
Eine offizielle Ausstellungseröffnung gab es nicht, wie Kurator Kase betonte. „Wir feiern keine Kunstwerke des Nationalsozialismus, wir zeigen Kunstwerke des Nationalsozialismus.“ Es sei „unbedingt notwendig, Kunstwerke des Nationalsozialismus zugänglich zu machen“, sagte er. „Man mystifiziert und überhöht Dinge, indem man sie nicht zeigt.“