Münster bekommt sein Kunstmuseum zurück

Münster (dpa) - Die Nachbarbauten in Münsters Mitte sind reichlich prominent, allen voran der Dom. Das Landesmuseum für Kunst und Kultur muss da mithalten - und kann es jetzt mehr denn je.

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Am 19. September wird das Museum wiedereröffnet - erneuert mit einem knapp 50 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau. Bauzeit fünf Jahre. Über zwei Jahre lang war das Museum sogar geschlossen. Der Altbau stammt aus dem Jahre 1908 - ein Gebäude im Stil der Neorenaissance.

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Die Ausstellungsfläche ist jetzt ordentlich gewachsen: um 1800 auf 7500 Quadratmeter. Über 300 000 Exponate umfasst die Sammlung des Hauses: Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Möbel, Münzen, Kunsthandwerk, Plakate und Landkarten. Sie hat den Anspruch, die westfälische Landesgeschichte abzudecken. Mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Emil Nolde und Franz Marc zeigt sie aber auch die Moderne.

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Eine Stärke des Neubaus ist es, auf imposante Weise alt und neu durch hohe Räume zu verbinden: Der Besucher betritt das Museum durch ein Foyer, in das durch eine 14 Meter hohe Decke Tageslicht flutet. In der Sammlung beginnt der Rundgang in einem acht Meter hohen und sehr dunklen Raum. Beim Blick nach oben sieht der Betrachter das mehr als drei Meter hohe Bockhorster Triumphkreuz aus dem 12. Jahrhundert. Unter dem Blick des Gekreuzigten fühlt sich der Besucher nahezu ins Mittelalter versetzt.

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Perspektivwechsel dann in der zweiten Etage: Ein Zwischenraum gewährt einen überraschenden Blick von oben auf die hölzerne Christus-Figur. Der Blick auf das mächtige Kreuz wirkt jetzt aufgeklärter.

Diesen Effekt haben Museums-Chef Hermann Arnold und Architekt Volker Staab an mehreren Stellen im Museum erzielt. Blickachsen führen die Betrachter immer wieder in den nächsten Raum oder lenken den Blick nach draußen in Münsters Innenstadt. Von außen bieten große Fensterflächen faszinierende Blicke in das Museum - besonders am Abend, wenn die Ausstellung beleuchtet wird.

Die zum Teil 1000 Jahre alten Werke sind oft neu präsentiert: So stehen manche Skulpturen auf hohen Säulen wie in einem Theater. „Die Besucher sollen um sie herum gehen können, in den Kirchen sieht man sie immer nur von vorne“, sagt Arnold.

Für Staab, der auch für Museumsneubauten in Nürnberg und Schweinfurt verantwortlich ist und in Bayreuth seit 2010 den Wohnpalast Richard Wagners ausbaut, ist die Arbeit in Münster etwas Besonderes. „Das Spezielle war die Frage, wie das Museum in die Stadt kommt. Wie kann ich diesen Ort öffentlich und schwerelos machen?“, sagt Staab im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ganz ohne Spannungen verlief seine Arbeit in Münster nicht. Kritiker wollten das Foyer größer bauen und dafür auf einen offenen Innenhof verzichten. Staab setze sich durch.

In dem im Vorfeld umstrittenen Innenhof präsentiert die Videokünstlerin Pipilotti Rist erstmals ein Werk im öffentlichen Raum. Die Schweizerin stellte das Video „Münsteranerin“ zehn Tage vor der Eröffnung vor. Rist spielt in dem Werk mit tanzenden Blumen und deren menschlichen Zügen; mit Wasser, Strand, Lippen und Luftaufnahmen der Stadt Münster. „Mich interessiert die Schwelle zwischen Innen und Außen. Das Werk zeigt eine Mischung zwischen dem, was dieser Platz brauchen könnte und dem, was mich interessiert“, sagte die Schweizerin bei der Vorstellung.

Der Neubau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der übergreifende kommunale Aufgaben übernimmt, ist trotz klammer öffentlicher Kassen mit öffentlichen Mitteln gebaut worden. Museumsdirektor Hermann Arnhold ist sich sicher, dass diese Entscheidung heute so nicht mehr getroffen würde. „Da haben wir Glück gehabt“, sagt er im Rückblick. Allerdings sei der abgerissene Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren auch nicht mehr tragbar gewesen, betont er. Er verschlang pro Jahr 250 000 Euro an Renovierungskosten. Außerdem seien die Gebäudeteile mit versetzt hohen Etagen nicht behindertenfreundlich gewesen.

Ob die Münsteraner das Museum wie einen öffentlichen Raum annehmen, müssen die nächsten Monate zeigen. Während der Öffnungszeiten sind die Türen auf der Nord- und Südseite geöffnet. Wer durch das Gebäude zum Markt auf den Domplatz gehen will, braucht keine Eintrittskarte.