Österreich darf „Beethovenfries“ von Klimt behalten

Wien (dpa) - Österreich wird den berühmten „Beethovenfries“ von Gustav Klimt behalten. Der staatliche Kunstrückgabebeirat empfahl am Freitag in Wien, das Gemälde nicht an die Erben der einstigen jüdischen Besitzer zurückzugeben.

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Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) kündigte an, der Beiratsempfehlung zu folgen. Die Erben wollen dagegen klagen.

Der 34 Meter lange Fries, der als Hauptwerk des Wiener Jugendstils gilt, war der Besitzerfamilie Lederer einst von den Nazis geraubt worden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bekam die Familie den Bilderzyklus zurück, durfte ihn jedoch nicht aus Österreich ausführen. Anfang der 1970er Jahre verkaufte der Sammler Erich Lederer den Fries für 750 000 US-Dollar (damals etwa 2,2 Millionen D-Mark) an den Staat. Zentraler Streitpunkt war, ob dieser Verkauf unter Druck erfolgte.

Nach Ansicht der Expertenkommission war dies nicht der Fall. Für eine Rückgabe müsse ein enger Zusammenhang zwischen dem Ausfuhrverfahren und dem Verkauf des Gemäldes bestehen, sagte der Beiratsvorsitzende Clemens Jabloner. Dieser Zusammenhang sei jedoch nicht gegeben. Lederer habe Anfang der 1970er Jahre die Möglichkeit gehabt, das Gemälde außer Landes zu bringen, sagte Jabloner. Das Verfahren zum Ausfuhrverbot sei nicht abgeschlossen gewesen.

Anwalt Marc Weber, der einen Teil der Erben vertritt, kündigte hingegen rechtliche Schritte an. Die Entscheidung, den Fries nicht zurückzugeben, sei nicht nachvollziehbar. „Beim Beethovenfries handelt es sich geradezu um einen Paradefall dafür, dass der Verkauf eines Kunstwerks vom Bestehen eines Ausfuhrverbots abhängig war“, sagte Weber. Er will den Fall nun vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg prüfen lassen. Auch eine Klage in den USA werde erwogen.

„Es besteht kein Zweifel, dass sich die Republik Österreich nach 1945 gegenüber der Familie Lederer schäbig verhalten hat“, sagte Jabloner. Daraus könnten jedoch keine Schlüsse auf diesen Fall gezogen werden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Österreich der Besitzerfamilie Teile ihrer umfassenden Kunstsammlung zurückgegeben, manche Werke jedoch behalten.

Gemälde des österreichischen Malers Klimt (1862-1918) gehören zu den teuersten der Welt. 2006 gab Österreich nach einem aufsehenerregenden Rechtsstreit Klimts berühmte „Goldene Adele“ an eine andere Erbin zurück. Das Werk wurde später für umgerechnet 99 Millionen Euro versteigert.

Die Künstlervereinigung Wiener Secession begrüßte nun die Entscheidung zum „Beethovenfries“. „Wir freuen uns, den Fries weiterhin an dem Ort, für den er geschaffen wurde, der Öffentlichkeit zeigen zu können“, sagte Secessions-Präsident Herwig Kempinger.

Klimt hatte den Bilderzyklus 1902 für eine Ausstellung in den Räumen der Künstlervereinigung in Wien gestaltet. Seit 1986 ist er wieder am selben Ort ausgestellt und ist dort Publikumsmagnet. Der Fries war als Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven konzipiert. Er zeigt unter anderem schwebende Frauengestalten, Giganten, Ritter und einen Kuss.