Teermäntel und Rauch von Jannis Kounellis in Kleve
Kleve (dpa) - Mäntel in Teer getaucht und auf große Leinwände gedrückt - das ist das jüngste Werk des immer wieder überraschenden Künstlers Jannis Kounellis.
Eine neue umfangreiche Werkgruppe des griechischstämmigen führenden Vertreters der „Arte Povera“ ist im Museum Kurhaus Kleve am Niederrhein zu sehen.
Aus „armen Materialien“ schafft der 75-jährige Kounellis provokante Werke und lässt sich dabei auch spontan vom jeweiligen Ausstellungsort inspirieren. Im Kurhaus Kleve befestigte er beim Aufbau kurzerhand seine schwarzen Schuhe auf einer der Teerleinwände - und musste sich neue kaufen. Bis zum 29. Januar werden rund 40 Arbeiten von Kounellis gezeigt.
Kounellis' Werke kann man auch riechen. Einen großen Steinofen ließ er in einem der Säle bis an die Decke bauen und verbrannte Holz darin. Der Geruch von Verbranntem durchzieht die Räume, und Schmauchspuren sind an der Decke zu sehen. Erst beim Aufbau der Ausstellung kam Kounellis auch die Idee, hinter eine riesige antike Minerva-Statue aus weißem Marmor zehn schwarze Mäntel an Fleischerhaken zu hängen.
Seit eineinhalb Jahren arbeite Kounellis an seinen Teermänteln, sagte Kurator Rudi Fuchs. Die weißen Leinwände mit den schwarzen Teerabdrücken sind auf große Stahlrahmen gezogen. Schicht für Schicht entsteht das Kunstwerk, das eher Skulptur als ein Bild ist.
Einige Teerbilder sind mit tiefschwarzen Stoffschärpen umwunden - „es ging darum, es so schwarz wie möglich zu machen“, sagt Fuchs. Kraftvoll und obsessiv wie seine früheren Arbeiten sei die neue Werkgruppe des mehrmaligen documenta-Teilnehmers, der bis 2001 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf war. Die Teerleinwände werden mit einigen Werken von Kounellis aus den 60er Jahren kontrastiert - etwa einem rußigen Kohlebecken oder einem Haufen aus weißer Baumwolle.