Tradition: Ärger für Montmartres Maler
Die Pariser Künstler kämpfen gegen Kopien aus China und Kollegen mit niedrigen Preisen.
Paris. Die Globalisierung macht auch vor den Montmartre-Malern in Paris nicht halt. Zunehmend kämpfen die Künstler auf dem Place du Tertre gegen Nachahmungen aus China, die in den umliegenden Galerien und Souvenirläden zu Dumping-Preisen als Montmartre-Kunstwerke angeboten werden.
Noch weht ein Hauch von Künstlerviertel über dem Platz bei Sacré-Coeur, der im 19. und 20. Jahrhundert Großmeister wie Renoir, van Gogh, Toulouse-Lautrec, Picasso und Braque angezogen hat. Doch die heutigen Montmartre-Maler fürchten um den Ruf ihrer Kunst.
"Den Mythos des Montmartre-Malers wird es bald nicht mehr geben", sagt Alain verbittert. Der 58-Jährige muss es wissen, denn er hat vor mehr als 35 Jahren seine Staffelei erstmals auf dem Platz aufgestellt.
Die Montmartre-Künstlerin Marie-Noëlle Romvos sagt: "Auf der einen Seite wird der Überlebenskampf immer härter, auf der anderen Seite verschlechtert sich unser Image."
Viele Touristen, die nach einem Besuch der Basilika Sacré-Coeur zum Place du Tertre wollen, werden schon vorher von den illegal arbeitenden Malern abgefangen. Für ein Porträt zwischen 15 und 20 Euro verderben sie nicht nur die Preise, die sonst um 60 bis 70 Euro liegen. "Oft sind die Porträts auch dermaßen schlecht, dass die Leute enttäuscht sind. Das wirft auch ein schlechtes Licht auf uns", sagt die 55-Jährige.
Marie-Noëlle hat zur Verteidigung ihrer Zunft die Vereinigung der Porträtisten gegründet. Porträts und Karikaturen gehören auf dem Platz zu den meist gefragten Kunstgattungen - da passt man sich eben dem Geschmack des Kunden an.
"Leider hat sich dadurch auch ein einheitlicher Stil durchgesetzt", gibt die Künstlerin zu, die neben ihrer Arbeit auf dem Platz auch in Foto-Ausstellungen präsent ist.
Sie steht seit 1976 auf dem Place du Tertre. Damals konnte man seine Kunst noch ohne Genehmigung anbieten: Wer zuerst kam, mahlte zuerst. Das konnte in Stress ausarten.
"Oft stand ich schon um 6 Uhr morgens hier, um einen Platz zu ergattern." Dann trat die aktuelle Regelung in Kraft: Nur Künstler, die nach strengen Kriterien im Maison des Artistes, dem staatlichen französischen Künstlerverband, eingeschrieben sind, können sich bei der Stadt anmelden und dürfen hier arbeiten und verkaufen.
Heute teilen sich zwei Künstler einen Quadratmeter Platz und belegen ihn quasi im Schichtdienst. "Das hat gut geklappt und reichte, um sein täglich Brot zu verdienen. Doch heute sind unsere Preise in den Keller gerutscht", sagt Marie-Noëlle.
Dafür haben Vereinigungen zu ihrem Schutz Konjunktur: Es gibt bereits fünf Assoziationen, die sich für die Maler von Montmartre einsetzen. Zuletzt gingen sie gegen die Erhöhung der Platzmieten vor.