Uraufführung in Essen Ein Musical wie ein gigantisches Loblied auf den Traum von Martin Luther King
Essen · Ein Musical über den charismatischen Bürgerrechtler hat in Essen seine Uraufführung erlebt. Mit dabei waren Tausende Sänger aus ganz NRW.
Für die Sängerinnen und Sänger muss der Weg auf die Ränge der Essener Grugahalle ein großes Abenteuer und ein Riesenspaß gewesen sein. 1200 sitzen an diesem Abend gegenüber den 4500 Zuschauern in der ausverkauften Uraufführung des Chormusicals „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“, dazwischen die Bühne für die Musiker und Solisten. 1200 Sänger, die bei der Generalprobe Stunden vor der Premiere erstmals das Gesamtwerk erlebten, an dem sie jetzt mitwirken. Der Jüngste ist gerade neun, die Älteste 84 Jahre alt.
31 Chöre nehmen teil, die meisten aus NRW, darunter Gruppen aus Düsseldorf, Ratingen, Krefeld, Mönchengladbach, Remscheid, Hückeswagen und Dabringhausen, dazu gut 500 Einzelsänger. Das Musical ist ein gigantisches Mitmachprojekt; wer Lust hat zu singen, ist dabei. Einen Tag später, bei der zweiten Aufführung am Sonntag, werden es 1200 andere Sänger sein. Einer von drei Dirigenten ist der Remscheider Kirchenmusikdirektor Christoph Spengler, Leiter des Chors und Orchesters der Uni Wuppertal.
Das Mitmachkonzept ist schon mehrfach erfolgreich umgesetzt worden, so bei den Pop-Oratorien „Die 10 Gebote“ (2010) und „Luther“ (2015). Dahinter steht die evangelische Stiftung Creative Kirche, die seit mehr als 25 Jahren christliche Musikprojekte konzipiert. Für „Martin Luther King“ ist neben der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden mit dem Bistum Essen erstmals auch ein katholischer Kooperationspartner gewonnen worden.
Die 22 Songs, komponiert von Christoph Terbuyken und Hanjo Gäbler und getextet von Andreas Malessa, beleuchten wie Spots einzelne Lebensstationen und Nachwirkungen des charismatischen Baptistenpredigers und Bürgerrechtlers, der 1968 mit nur 39 Jahren ermordet wurde. Man begegnet natürlich der legendären Rede vom August 1963 („I have a dream“), aber beispielsweise auch Kings eher unbekanntem Besuch in der Ostberliner Marienkirche, den er sich am Checkpoint Charlie mangels Ausweispapieren mit seiner American-Express-Karte erschleicht.
Die dramaturgische Aufbereitung kann man ergreifend finden und hingerissen sein. Besucher mit eher distanziertem Verhältnis zu Musicals werden sich indes nicht von jedem Pathos bewegen lassen und manche der religiös aufgeladenen Gefühlsbotschaften gefährlich nah an der Abbruchkante zum Kitsch platziert sehen. Aber den Standing Ovations nach zu urteilen, ist der überwiegende Teil des Premierenpublikums begeistert. Bejubelt wird auch für das Spendenergebnis von mehr als 13 000 Euro. Das Geld unterstützt ein Trinkwasserprojekt von „Brot für die Welt“ im Norden Kenias.
Die nächste Aufführung wird es am 20. Juni beim Kirchentag in Dortmund geben. 2020 ist eine Deutschlandtour geplant, mit neuen Projektchören in jeder Stadt. Wenn alles gut geht, schreibt das 2,5-Millionen-Euro-Projekt am Ende eine schwarze Null. Chöre und Sänger, die beim Kirchentag dabei sein wollen, können sich jetzt anmelden.