Ruhrtriennale: Ein Musik-Abenteuer namens Schönberg

Das Opern-Oratorium „Moses und Aron“ wird die Eröffnungspremiere sein.

Essen. Sie proben täglich, und dennoch wirken sie geradezu gelöst-euphorisch. Intendant Willy Decker hatte am Montag das engste Team für die Eröffnungspremiere mit "Moses und Aron" um sich versammelt, um von der Arbeit zu erzählen. Die lieben sie nachgerade - keine Mühe ist zuviel.

Nun lerne er den Spagat kennen, erzählt Decker, den man leisten müsse, wenn man zugleich Intendant und Regisseur sei. Und dass er mit diesem Werk seinen intellektuellen und geistlichen Einstand geben will, begründet er noch einmal: "Es ist ein zentrales Werk des 20. Jahrhunderts, in dem Arnold Schönberg über das Theater hinausgeht." Ohnehin habe Schönberg keine Begrenzungen akzeptiert.

Sein Werk sei der "Sockel" der Triennale bis 2011, thematisiere es doch eine Urfrage des Religiösen. Unter dem Titel "Aufbruch" sollen Fragen zur jüdischen Religion, zum Islam und zum Buddhismus die Thematiken grundieren. Die Antworten sollen "künstlerische" sein. Religion in den Räumen des Industriedenkmals entfalte sich noch einmal ganz anders. Überdies böte die Halle den idealen Raum für die Erzielung großartiger Klangerlebnisse.

Nach der komplizierten Partitur von Zimmermanns Oper "Die Soldaten" seien die Bochumer Symphoniker als Orchester für "Moses und Aron" prädestiniert gewesen. Dirigent Michael Boder ist geradezu hingerissen - von der Musik und der Inszenierung. "Diese Musik ist ein Abenteuer." Aber die Dimensionen der Halle verlangten eine ungewöhnliche Rauminszenierung. Die kann man offenbar erwarten, hat Decker doch zwei Chöre gebildet, einer nur für Sprache, der zweite für Gesang.

Dale Duesing, der vor wenigen Wochen bei den Festspielen in Aix-en-Provence noch den Alberich sang, schultert nun die hochkomplizierte Partie des frommen Propheten. "Ich habe noch nie eine so in sich gekehrte Gestalt gesehen", schildert er seinen Eindruck. "Dieser Prophet kann das göttliche Erlebnis im Dornbusch nicht den anderen Menschen vermitteln, ohnehin ist er immer auf dem Weg, immer dazwischen." Er muss damit zurechtkommen, dass Schönberg keinen Gesang im herkömmlichen Sinne schrieb, sondern komponierten Sprechgesang ohne absolute Tonhöhen.

Wie auch immer. "Es wird nie wieder anders gemacht werden können als hier", behauptet Boder, und Decker verrät nur: "Diese Inszenierung könnte wichtig werden in der Theatergeschichte." Das glaubt man schon jetzt.