Meinung Düsseldorfer Umweltspur – Scheitern mit Ansage

Meinung · Es ist unstrittig, dass die Luftqualität in den Städten besser werden muss. Erst jetzt, wo per Gerichtsbeschluss Fahrverbote drohen, wachen die Verantwortlichen auf. Und verfallen in Aktionismus.

Auf der Witzelstraße staut sich der Verkehr, während die neu eingerichtete Umweltspur der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt leer ist.

Foto: dpa/David Young

Nach der ersten Woche mit der dritten Umweltspur in Düsseldorf ist das Ergebnis wie befürchtet: Rückstaus teils bis auf die Autobahn, obwohl noch Herbstferien sind. Auf der Spur neben der Umweltspur geht es maximal im Schritttempo voran, egal zu welcher Tageszeit. Die Fahrzeit von der Abfahrt A46 bis in die Innenstadt mit einem „normalen“ Auto hat sich locker verdoppelt. Das kann nicht die Lösung sein. Weder für die geplagten Anwohner, noch für die geplagten Pendler.

Es ist unstrittig, dass die Luftqualität in den Städten besser werden muss. Das jedoch hat die Politik jahrzehntelang einfach ignoriert. Die Messstation an der besonders betroffenen Corneliusstraße in Düsseldorf etwa  steht seit Jahren dort und lieferte verlässlich schlechte Werte. Passiert ist jedoch nichts. Erst jetzt, wo per Gerichtsbeschluss Fahrverbote drohen, wachen die Verantwortlichen auf. Und verfallen in Aktionismus.

Ein Kommentar von Annette Ludwig.

Foto: Sergej Lepke

Fast schon zynisch mutet ihr Verhalten an. Als erstes wird die Umweltspur eingerichtet. Den betroffenen Pendlern wird Stillstand zugemutet, ohne dass Alternativen wie ausreichend P&R-Parkplätze, vernünftige Bahnverbindungen oder eine ordentliche Bustaktung angeboten werden. Kaum einer wird 30 bis 40 Kilometer täglich bei Wind und Wetter mit dem E-Bike zur Arbeit zurücklegen. Die meisten Pendler, die da im Auto sitzen, tun dies zudem nicht freiwillig. Es gibt viele Gründe, mit dem Wagen zu pendeln. Teure Mieten in Innenstädten etwa. Attraktive Jobs, die es oft in Großstädten gibt, gepaart mit schlechten ÖPNV-Verbindungen dorthin.

Und die betroffenen Anwohner? Die haben jetzt stehende statt fahrende Autos vor dem Haus. Zudem sind nach Einrichtung der dritten Umweltspur unter dem Strich noch mehr Menschen betroffen. Denn die Autopendler weichen jetzt auch auf andere Strecken aus, dorthin, wo die bisher noch ganz ordentliche Luft hatten.

Eine Partei ist bei diesem Drama außen vor. Die Autobauer. Ausgerechnet diejenigen, die mit jahrelanger Trickserei dafür gesorgt haben, dass die Luft eben nicht so rein ist, wie sie hätte sein sollen und können.  Das ist ein weiterer Skandal in diesem unrühmlichen Kapitel. Die Zeche zahlen allein die Autofahrer. Manche sogar doppelt: Betroffen von Umweltspuren oder Fahrverboten – und mit einer Wertminderung für ihr Diesel-Fahrzeug konfrontiert. Welche die Autobauer in Deutschland bisher nicht ersetzen müssen. Schadenersatz wird nur in Ländern mit entsprechender Gesetzgebung bezahlt.

  Im Interesse von Anwohnern und Pendlern braucht Düsseldorf jetzt eine andere Lösung als Umweltspuren. Bitte neu denken – und den Test abbrechen!