Meinung Jetzt muss Bach liefern

Spätestens mit dem zweiten Bericht des Wada-Chefermittlers Richard McLaren ist nicht weniger als der gigantischste Sportbetrug aller Zeiten erwiesen. Zwischen 2011 und 2015 sind mehr als 1000 (!) russische Sportler Teil einer großangelegten staatlichen Dopingpolitik gewesen.

Foto: Sergej Lepke

Der fundamentale Betrug steht in seinem Ausmaß für die Verwahrlosung von Moral und Integrität im Sport. Es ist angesichts der erdrückenden Beweislast ein ziemlich unerträglicher Gedanke, dass in Russland noch immer führende Sportfunktionäre jede Schuld abstreiten: „Wir werden weiter mit null Toleranz gegen Doping kämpfen“, hieß es gestern aus dem russischen Sportministerium.

Gefragt sind jetzt das Internationale Olympische Komitee und sein deutscher Präsident Thomas Bach. Der einstige Fechter wird es sich nicht leisten können, dem Gefecht mit Putin und den russischen Sportfunktionären erneut auf eine so erschreckende Weise aus dem Weg zu gehen, wie er das vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro in diesem Sommer getan hat. Bach wird durchsetzen müssen, dass alle russischen Sportler mindestens von den kommenden Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018 ausgeschlossen werden. Erst, wenn Russland fundiert nachgewiesen hat, sich tiefgreifend reformiert zu haben — und das wird lange brauchen —, darf man mit einer Rückkehr in die vielzitierte olympische Familie liebäugeln. Und: Es wäre gut, wenn Bach dieses Mal die Sanktionen gegen Russland mit Verve und Bestimmtheit vorantreibt, statt erneut den Eindruck zu vermitteln, zur Entscheidung getragen werden zu müssen.

Das reiche IOC steht darüber hinaus vor der Aufgabe, seine Anti-Doping-Politik viel restriktiver auszulegen. Russland ist aller Wahrscheinlichkeit nach kein Einzelfall in dieser Sportwelt. Deshalb: Länder, die künftig kein funktionierendes Kontrollsystem mehr nachweisen können, sollten grundsätzlich von den internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden.