Meinung Kalkulierte Provokation
Uli Hoeneß mischt wieder mit. Seine Darstellung, Mats Hummels habe von sich aus an die Tür des FC Bayern geklopft, sorgte beim Spiel Dortmund-Wolfsburg für die erhoffte Reaktion. Die Pfiffe der BVB-Anhänger gegen Hummels waren nicht zu überhören.
Als Bösewicht in diesem Stück wollte Hoeneß einen Keil zwischen Hummels und die BVB-Fans treiben. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge fiel die Rolle des Guten zu, der Hoeneß’ Aussage revidierte („Der Uli hat da was falsch verstanden“). Das ändert aber nichts. Im Ergebnis soll und wird die kalkulierte Provokation aus München dazu führen, dass der BVB das Thema Hummels so schnell wie möglich vom Tisch haben will. Also Mats, ab nach München.
Der Dortmunder Abwehrchef hätte am Samstag im Stadion aber auch ohne Hoeneß’ Zutun einen schweren Stand gehabt. Der Wechsel vom BVB zum FC Bayern fühlt sich für sehr viele Dortmund-Fans wie Verrat an, wie das Ende einer großen Liebe. Würde sich Hummels für Barcelona oder einen Topclub aus England entscheiden, wäre das aus Sicht der BVB-Getreuen viel leichter zu ertragen. Aber der Wechsel zum verhassten Serienmeister von der Isar geht gar nicht. Offenkundig wollen die Romantiker von der Südtribüne nicht begreifen, dass es Hummels & Co. nur um Geld und Erfolg geht. Die Liebe endet immer dann, wenn der nächste, noch größere Fleischtopf lockt. Die Fans sollten ihr Herz nicht an Spieler oder Trainer, sondern nur an den Verein hängen.
Weil ungleich verteilte TV-Milliarden die Unterschiede in der Liga immer größer werden lassen, geht es für die meisten Clubs nur noch darum, den Abstieg zu vermeiden. Oder es mal in die Europa League zu schaffen. Die Plätze ganz oben sind sowieso vergeben. An Bayern und Dortmund. Dahinter Leverkusen, Wolfsburg und bald auch RB Leipzig, weil reichlich privates Geld im Spiel ist. Sicher, Ausnahmen wie Gladbach wird es geben. Aber der echte Wettbewerb beginnt ab Platz 6.