Meinung Danke, Donald

Meinung · Wenn der US-Präsident die Zahlungen an die WHO stoppt und ihr Versagen in der Coronakrise vorwirft, will er von seinem eigenen folgenträchtigen Versagen ablenken. Trotzdem gebührt Trump aus zwei Gründen Dank.

 Donald Trump, Präsident der USA, spricht im Rosengarten des Weißen Hauses über das Coronavirus.

Donald Trump, Präsident der USA, spricht im Rosengarten des Weißen Hauses über das Coronavirus.

Foto: dpa/Alex Brandon

Die etwas Älteren unter uns werden sich sich an J.R. Ewing erinnern. Er war die Hauptfigur der US-Serie „Dallas“ und als Chef des Familienclans der Prototyp des Fieslings, intelligent, selbstverliebt, verlogen und für jede Intrige zu haben – wenn er nur Nutzen daraus ziehen konnte. Im Vergleich zu Donald Trump wirkt J.R allerdings wie ein harmloser Erstklässler. Wenn der US-Präsident die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation WHO stoppt und ihr Versagen in der Coronakrise vorwirft, will er von seinem eigenen Versagen ablenken. Trump wurde früh gewarnt, sprach dann von einer Grippe und zeigte sich überzeugt, das Virus werde von alleine verschwinden. Eine Fehleinschätzung, die vermutlich Zehntausende in den USA mit ihrem Leben bezahlen müssen.

Trump geht aber noch viel weiter. In seiner Welt trägt er nicht nur keine Verantwortung für das Pandemie-Desaster in den Vereinigten Staaten. Nein, er ist der Held, der das Land entschlossen aus dem Jammertal führt. Und damit das auch alle sehen, lässt Trump seinen Namen auf 70 Millionen Hilfsschecks drucken, auch wenn die Bedürftigen deshalb ein paar Tage länger auf ihr Geld warten müssen. So dreist wäre nicht einmal J.R. gewesen.

Trotzdem gebührt Trump aus zwei Gründen Dank. Zum einen, weil seine Kritik an der WHO berechtigt sein könnte. Die Organisation hat frühe Warnungen aus Taiwan ignoriert und im Januar auf eine Prüfung der Corona-Informationen aus Peking verzichtet. Lange wollten die Machthaber das Problem kleinreden. Mit einem schnelleren Einschreiten der WHO hätte sich die rasche Ausbreitung des Virus vielleicht verhindern lassen. Dank gebührt Trump auch deshalb, weil er seine Unfähigkeit in der Präsidentenrolle so offen zeigt. Mehr Egomane geht nicht. Eine zweite Amtszeit sollten die US-Wähler sich und der Welt ersparen. Bitte.