Meinung Verhandeln, nicht streiken
Das Verhältnis zwischen dem Lufthansa-Management und den Beschäftigten darf man gut und gerne als zerrüttet bezeichnen. Gleich mit drei Gewerkschaften liegt der Konzern im Dauerclinch: mit der Vereinigung Cockpit für die Piloten, mit Verdi für das Bodenpersonal und mit Ufo für die Flugbegleiter.
Eben diese, die bisher eher moderat aufgetreten sind, drehen nun richtig auf. Kurz nach dem Ende des längsten Streiks in der Firmengeschichte kündigen sie den nächsten Ausstand an — mitten im Advent.
Konnte sich ihr Verhandlungsführer Nicoley Baublies bisher auf Zustimmung von außen für seine Strategie verlassen, dürfte diese nun mit der neuen Streikankündigung schwinden. Zwar hat das Lufthansa-Management in diesem Konflikt bisweilen ungeschickt taktiert, inzwischen aber ist Personalvorstand Bettina Volkens durchaus erste Schritte auf die Gewerkschaft zugegangen.
Fakt ist, dass die Lufthansa massiv unter dem Druck ihrer Konkurrenten steht und dass die Airline auf vielen Strecken nicht wettbewerbsfähig ist. Die extrem gute Versorgung ihrer Beschäftigten stammt noch aus einer anderen, viel besseren Zeit — und sie bedarf einer dringenden Anpassung an die heutige Wettbewerbssituation. Doch dieser Tatsache wollen viele Mitarbeiter nicht ins Auge sehen. Das könnte dazu führen, dass Lufthansa mehr Personal abbaut und noch mehr auslagert.
Es liegt im Interesse aller, eine tragfähige Lösung mit allen drei Gewerkschaften zu finden. Eine solche kann es nur am Verhandlungstisch geben. Je länger gestreikt wird, desto größer ist der Imageverlust, desto mehr verliert die Lufthansa im Wettbewerb an Boden.