Wachstumsprognose: Die Party geht weiter
Kommentar Bundesregierung erhöht die Wachstumsprognose
Robust und kerngesund, anders kann man den Zustand der deutschen Wirtschaft nicht beschreiben. Das Land ist stärker aus den Krisen herausgekommen, als es in sie hineingegangen ist. Genau wie es Angela Merkel versprochen hat. Die Party geht weiter — nach der kleinen Wachstumsdelle der Jahre 2012 und 2013.
Die Gehälter werden 2015 noch kräftiger steigen, die Preise stagnieren oder sinken sogar. Das bedeutet mehr Konsum. Der Export brummt. Das bedeutet mehr Jobs. Selbst die Bevölkerungszahl wächst wieder, Deutschland ist attraktiv. Dazu kommt die außerordentlich große politische Stabilität. Es sind gute Jahre für die Nation, ganz ohne Frage.
Nur beschleicht einen zur gleichen Zeit das unbestimmte Gefühl, dass dies alles ein sehr wackeliges Glück ist. Dass es abrupt sein Ende finden könnte, denn um Deutschland herum werden die Probleme regelrecht aufeinander gestapelt. Wir sind keine Insel. Man stelle sich nur vor, alle Probleme spitzten sich gleichzeitig oder kurz nacheinander zu. Da ist die riskante Gelddruckpolitik der EZB. Wann schlägt das um in Inflation? Die Schuldenproblematik Griechenlands, Italiens und Spaniens ist ungelöst, über den Umgang mit ihr steht Europa vor einer Zerreißprobe. Was ist, wenn der Kontinent politisch auseinanderbricht?
Dazu kommt die Kontroverse mit Russland. Der kalte Handelskrieg mit Moskau könnte schnell viel heißer werden. Nicht zu reden von den globalen Faktoren. Wo bleiben wir mit unserer Exportabhängigkeit, wenn nicht nur Teilmärkte in Europa und Russland wegfallen, sondern aufgrund schwächeren Wachstums auch China? Haben wir genug Fachkräfte, genug innere Dynamik, um auch in Zukunft so leistungsfähig zu sein?
Einer geht noch, einer geht noch rein, rufen sie auf Partys zu fortgeschrittener Stunde und jetzt auch schon wieder im Bundestag. Kindergelderhöhungen und Steuersenkungen werden gefordert, nachdem es schon die Rentengeschenke gab. Vom Reform-Elan früherer Jahre hingegen keine Spur. Klar, einer geht immer bei solchen Wachstums- und Haushaltszahlen. Aber die Gefahren von außen lassen es dringend geraten erscheinen, auf dieser deutschen Fete schön nüchtern zu bleiben.