Meinung Zum Glück kein Nobelpreis für Greta Thunberg
Meinung · Mit der Entscheidung, den Friedensnobelpreis dem äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed zu verleihen, ist das Osloer Komitee der Versuchung widerstanden, dem weltweiten Hype um die Klimaaktivistin Greta Thunberg zu erliegen. Zum Glück.
Der Beschluss entspricht viel mehr der Intention des Stifters Alfred Nobel, die Auszeichnung an jemanden zu vergeben, der in einem Jahr am meisten für Abrüstung und Frieden getan und damit „der Menschheit den größten Nutzen erbracht hat“. Das war nicht immer so.
Beispielsweise bekam schon der frühere US-Vize-Präsident Al Gore vor zwölf Jahren den Preis aufgrund seiner Bemühungen, die Klimakrise ins allgemeine Bewusstsein zu hieven. Und Barack Obama wurde der Friedensnobelpreist 2009 sozusagen als Vorschuss auf seine begonnene Präsidentschaft zuteil, ohne bereits substantiell geliefert zu haben. Im Gegenteil, er war Oberbefehlshaber einer Armee, die zu dem Zeitpunkt in zwei Kriegen kämpfte, im Irak und in Afghanistan. Die Entscheidung für Obama kratzte seinerzeit erheblich am Image des Nobelkomitees.
Abiy Ahmed hat nach nur wenigen Monaten im Amt mit großem Einsatz, auch mit persönlichem Risiko den Grenzkonflikt mit dem Nachbarn Eritrea beendet. Sein Mut zur Aussöhnung spiegelt sich auch im eigenen Land wider, in dem er einen friedlichen und demokratischen Wandel einleitete. Der Preis ist eine Ermutigung für ihn nicht nachzulassen, sondern weiter ein Vorbild für andere zu sein. Und er zeigt den Menschen in Afrika und anderen Teilen der Welt: Wenn der politische Wille da ist, ist es machbar, bewaffnete Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen beizulegen. Vielleicht auch in Syrien, dem Jemen oder der Ukraine. Dafür braucht es jedoch Politiker, die bereit sind, das Wohl der Menschen in den Vordergrund zu stellen und Kompromisse einzugehen. Persönlichkeiten, die also keine Autokraten sind, die nicht agieren wie Putin, Trump, Erdogan oder der Inder Modi.
Die Greta-Fans sollten nicht enttäuscht, sondern froh sein. Hätte die 16-Jährige den Nobelpreis bekommen, wäre die Hasswelle, die ihr auch entgegenschlägt, noch einmal größer geworden. Der renommierte Preis wäre somit mehr Belastung denn Auszeichnung für Greta gewesen. Das ist die ganz persönliche Komponente. Hinzu kommt: Die Türen für die Aktivisten sind ohnehin schon weit geöffnet. Sie spricht vor den Vereinten Nationen, sie trifft Regierungschefs, Greta findet überall Gehör. Ihre Botschaften sind angekommen, sie wurden mittlerweile von Millionen Jugendlichen übernommen und auf die Straße gebracht. In Deutschland hat das sogar dazu geführt, dass die Große Koalition klimapolitisch endlich aktiv geworden ist und das Land ökonomisch und energiepolitisch neu ausrichten will.
Das alles ist zweifellos eine große Leistung der 16-jährigen Schwedin. Als bis vor kurzem noch völlig unbekannte Schülerin kann man aber mehr nicht erwarten. Der Äthiopier Abiy Ahmed ist eindeutig die bessere Wahl für den Friedensnobelpreis.