Viersen Anwohner kämpfen für Kinderspielplatz
Viersen · Die Zustände an der Waldnieler Straße am Viersener Ortsrand bereiten den Anwohnenden Sorgen. Was dort los ist und wie die Anwohner sich gemeinsam engagieren.
Martina Toelstede hatte einen anstrengenden Sommer. Ihre eigenen Kinder und die damit verbundenen Sorgen sind zwar längst aus dem Haus, doch nun macht ihr das Schicksal der Nachbarskinder zu schaffen. Sie wohnt direkt an der Waldnieler Straße, in der gleichnamigen Ortschaft. Offiziell sind dort 50 Stundenkilometer erlaubt. Aber: „Die Straße wird Richtung Schwalmtal zur L475, dementsprechend bremsen die Autofahrer hier kaum ab“, sagt sie.
Seit 18 Jahren wohnt Toelstede nun in der Waldnieler Straße. In den vergangenen Jahren seien entlang der Straße viele Häuser neu gebaut worden. So kamen junge Familien mit Kindern in die Ortschaft. Aus dem Effeff zählt Toelstede 20 Kinder auf, die in der Nachbarschaft leben, und die spielten auch gerne an der Straße, sagt die Anwohnerin.
Mit den Kindern kamen die Vollbremsungen. Aus ihrem Garten schaut Toelstede direkt auf die Straße. „Viele Male bin ich aufgesprungen und hab‘ den Kindern zugerufen, kurz bevor sie über die Straße wollten, weil ich ein Auto heranrasen sah.“ Auch wenn bisher nichts passiert ist, es habe schon viele brenzlige Situationen gegeben.
Sie verstehe, dass Kinder nicht immer nur im eigenen Garten spielen möchten. „Sie werden selbstständiger und sind unternehmungsfroh“, sagt sie. „Leider haben sie in der ganzen Ortschaft keine Möglichkeit, sich anderweitig zu treffen. Es gibt einen Gehweg. Neben der Straße führt ein Radweg entlang, auf dem sie manchmal spielen, aber das ist auch kein schöner oder sicherer Treffpunkt.“ Ein Spielplatz müsse her.
Doch die Stadt Viersen sehe das anders, sagt Toelstede. „Mir wurde gesagt, das Budget sei knapp und deshalb würden in den Randgebieten keine Spielplätze genehmigt werden.“ Um immerhin die vorbeifahrenden Autos zum Abbremsen zu zwingen, sollten die Anwohner ihre Autos auf der Straße parken. Dies werde laut Toelstede ohnehin schon gemacht, weil es auch an Parkflächen in der Ortschaft fehle. „Die Mitarbeiter der Stadt sagten uns, wir sollten die Fahrzeuge ganz auf die Fahrbahn stellen und nicht zum Teil auf den Grünstreifen, weil der zur Entwässerung dient und der Boden deshalb nicht verdichtet werden dürfe“, sagt Toelstede.
Die Autos auf der Straße zu parken, bringe jedoch wieder neue Probleme mit sich. Zum einen komme es immer wieder zu Beschädigungen an Wagen, die dort geparkt wurden. „Meine Nachbarin hat zum Beispiel eine große Schramme hinten dran, und meinem Sohn wurde der Spiegel abgefahren“, sagt Toelstede. Zum anderen würden die passierenden Autos dennoch nicht wesentlich langsamer fahren. „Im Gegenteil“, sagt Toelstede. „Wenn mehrere Autos hintereinanderstehen, versuchen die Fahrer, möglichst schnell an ihnen vorbeizukommen. Also geben sie Gas.“ Die spielenden Kinder sind demnach weiter in Gefahr. Hinzu komme außerdem, dass man durch die eingeschränkte Sicht durch die auf der Straße parkenden Autos teilweise nicht mehr aus der eigenen Hofeinfahrt herauskomme.
Toelstede ist in ihrer Nachbarschaft auf viel Zuspruch gestoßen. Mittlerweile hat sich eine kleine Gemeinschaft aus einem Dutzend Haushalten gebildet, die sich für einen Kinderspielplatz einsetzt. „Wir haben eine Petition gestartet“, sagt Toelstede. Bis Mai wird sie laufen. In der Kommentarspalte zeigt sich, wie groß der Wunsch der Anwohner ist: „Die Kinder brauchen einen sicheren Platz zum Spielen“, steht dort. „Weil die Situation so nicht zumutbar ist.“
Um die Situation zumindest ein wenig zu entschärfen, habe die Nachbarschaftsgruppe auch einen Fußgängerüberweg vorgeschlagen. „Die Eltern bringen ihre Kinder jeden Tag zur Bushaltestelle, um aufzupassen, dass niemand überfahren wird. Im Berufsverkehr ist hier wahnsinnig viel los. Die Autos reihen sich aneinander“, sagt Toelstede. Für Übergänge sei Straßen NRW zuständig. Darüber habe sie sich informiert. „Aber die Stadt muss es in Auftrag geben“, sagt die Anwohnerin. „Straßen NRW hatte sich sogar bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen. Doch da kein Auftrag der Stadt erfolgte, ist das Budget von Straßen NRW nun aufgebraucht.“
Auch die offene Sprechstunde bei Bürgermeisterin Sabine Anemüller habe sie bereits genutzt, um das Thema anzusprechen. „Sie versprach, dem Ganzen nachzugehen“, sagt Toelstede. „Das hat mir Hoffnung gemacht.“