Großbaustelle Wuppertaler Rathaus-Galerie: Anwohner fordern mehr Transparenz
Wuppertal · Anwohner beklagen Lärm, Dreck und den mangelhaften Aufzug.
Abgeklebte Schaufenster, leere Ladenlokale und Baugerüste bestimmen das Bild in der Rathaus-Galerie. Beim Betreten des Einkaufszentrums wird auf Anhieb klar: Die Galerie ist eine Großbaustelle. Die Arbeitern laufen auf Hochtouren – zum Unmut einiger Anwohner, da zum Gebäudekomplex der Rathaus-Galerie auch Wohnungen gehören. Die Anwohner leiden unter Lärm und Dreck, jetzt macht ihnen auch der einzige Aufzug zu ihren Wohnungen Sorgen.
Der 30 Jahre alte Personenaufzug bleibe schon seit über einem Jahr regelmäßig stecken. Er knarrt und wirkt „nicht vertrauenerweckend“, meint Anwohner Hans Weiß. Mittlerweile fährt der Aufzug nur noch zu eingeschränkten Zeiten. Ab 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen wird er abgeschaltet. In dem mehrstöckigen Wohnkomplex wohnen insbesondere Menschen zwischen 70 und 90 Jahren. „Ich bin auf den Aufzug angewiesen“, betont Gisela Grundlach, die mit ihren 93 Jahren nur mit dem Rollator aus dem Haus kommt. Die Verwaltung hat als vorübergehende Lösung Stühle auf die Etagen gestellt, doch „mir helfen sie nicht. So weit komme ich gar nicht“, bedauert sie.
„Tagsüber fährt der Aufzug, wenn auch mit Störungen. Der Sicherheitsdienst dreht dann die Sicherung wieder rein“, das kennt Hans Weiß mittlerweile schon. „Der Tag muss geplant sein, damit man die letzte Fahrt nicht verpasst“, merkt seine Frau Ela Simon-Weiß an, denn beide leiden unter Knieproblemen und können nicht über die Treppe zu ihren Wohnungen. Sonntags bleibt Gisela Grundlach tagsüber zu Hause, doch „bald sind Feiertage. Dann fährt der Aufzug mehrere Tage am Stück nicht“, befürchtet sie und überlegt schon, vor Weihnachten die Wohnung zu verlassen. Auch Figan Sarikaya ist sauer, denn ihre Mutter ist 82 Jahre alt und wohnt noch einmal zwei Etagen höher. Sie habe die Wohnung wegen des Aufzugs und der Nähe zu Ärzten angemietet.
Einige Mieter ärgern sich in erster Linie darüber, dass der Aufzug für die Bauarbeiten zweckentfremdet worden sei. „Er war mehrfach randvoll mit Schutt. Alles, was sie vom Dach abgetragen haben, ist über den Aufzug nach unten gebracht worden. Sie haben ihn kaputt gemacht und sind jetzt zu geizig, einen Notdienst zu bezahlen“, kritisiert Weiß die Herangehensweise des Eigentümers. Ihm gegenüber habe man bereits eingestanden, dass der Aufzug wegen der Bauarbeiten defekt sei. „Damals sagten sie, sie hätten keine Genehmigung für einen Lastenaufzug“, gibt Weiß an. Mittlerweile ist ein solcher angebracht, der für weitere Transporte genutzt wird. Auch ein neuer Personenaufzug ist bestellt. Einen genauen Liefertermin kann die Verwaltung jedoch noch nicht angeben.
Die Arbeiten an den Aldi- und Edeka-Filialen schreiten voran
Unterdessen setzt die Rathaus-Galerie im Bereich des Shoppings-Centers auf ein Multi-Use-Konzept: Einkaufen, Gesundheit, Gastronomie, Office und Leben sollen vereint werden. Neben einem Fitness-Studio und Arztpraxen bietet die Bergische Universität bereits psychologische Ambulanzen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. „Der Einzug weiterer Lehrstühle verzögert sich aufgrund verzögerter Umbaumaßnahmen“, teilt Larissa Rothfeld, Akademische Koordinatorin am Institut für Psychologie, mit.
Zufrieden sind die Anwohner auch mit diesem Umstand nicht, denn es gibt keine Trennung zwischen den Wohnungen und den Räumen der Universität. „Die Patienten klingeln sogar nachts bei uns, weil sie etwas abgeben wollen, aber die Tür ist natürlich zu“, bemängelt Weiß den Zustand.
Anwohner, die Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt (IG 1) mit Vorstand Matthias Zenker und die Politik bemängeln die fehlende Kommunikation seitens der Livos-Gruppe Management GmbH, die für die Bauarbeiten zuständig sind. Sie wünschen sich mehr Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Auf Anfragen bekämen sie keine Rückmeldungen. „Wir Mieter und auch unsere Rechtsanwälte bekommen seit drei Jahren keine Antwort. Weder der Eigentümer noch die Verwaltung äußern sich zu unseren Beschwerden“, zeigt sich Weiß wütend.
Insgesamt sei es im Interesse der Stadt, die Belebung der Stadt voranzutreiben und die Nahversorgung im Umfeld zu fördern. „Letztlich ist es schade um die architektonisch reizvolle Rathaus-Galerie, die damals einen städtebaulichen Missstand beseitigt hat.“
Die Aldi-Leuchtwerbung ist bereits angebracht, der Boden liegt, die Lüftungskanäle sind installiert, die Kühlräume stehen ebenfalls schon. „Sobald Aldi und Edeka uns die Eröffnungstermine mitteilen, werden wir diesen auf unseren Online-Medien veröffentlichen“, verspricht die City-Managerin auf der Webseite der Galerie.