Konjunktur Arbeitsagentur-Chef NRW: Die Lage am Arbeitsmarkt ist ernst

Düsseldorf · „Wer arbeitslos wird, hat es aktuell schwer, wieder einen neuen Job zu finden“, sagt Roland Schüßler, Chef der Arbeitsagentur NRW. Gleichzeitig sieht er für Fachkräfte weiterhin viele Chancen.

NRW-Arbeitsagentur-Chef Roland Schüßler bezeichnet die Lage am Arbeitsmarkt als ernst.

Foto: dpa/Arne Dedert

NRW-Arbeitsagentur-Chef Roland Schüßler hat die Lage am nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen Krise als „ernst“ bezeichnet. „Unternehmen suchen schon im zweiten Jahr nacheinander deutlich weniger Arbeitskräfte als in wirtschaftlich starken Zeiten“, erklärte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Arbeitsagentur, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften in Düsseldorf. „Wer arbeitslos wird, hat es aktuell schwer, wieder einen neuen Job zu finden.“ Auch die Nachrichten, dass in Leitbranchen Stellen in großem Umfang abgebaut werden sollen, seien „sehr beunruhigend“.

Laut Arbeitsagentur stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt 2024 auf 746.282 arbeitslos gemeldete Menschen - 36.108 mehr als 2023. Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresschnitt von 7,2 auf 7,5 Prozent. Bundesweit lag der Wert 2024 im Schnitt bei 6,0 Prozent.

So viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie noch nie

Einen Rekordwert gab es 2024 in NRW bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig arbeitenden Menschen. Im September erfassten die Behörden 7.419.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dies seien so viele wie noch nie. Grund sei die höhere Bevölkerungsanzahl durch Geflüchtete. Allerdings sei die Beschäftigung nicht mehr in allen Branchen gewachsen, einige Bereiche hätten deutliche Rückgänge verzeichnet.

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes NRW, Anja Weber, beklagte, dass derzeit fast täglich über Unternehmensschließungen, Standortverlagerungen und Arbeitsplatzabbau berichtet werde. Dies betreffe besonders die Industrie. „Politik muss entschlossen handeln und bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit Nordrhein-Westfalen Industriestandort bleibt“, forderte sie. „Das bedeutet mehr öffentliche Investitionen in Infrastruktur ebenso wie bezahlbare Strompreise.“

Unternehmerpräsident Kirchhoff: „Alles tun, was Wirtschaft stärkt“

Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff forderte eine „wirtschaftspolitische Trendwende, damit Arbeit, Wohlstand, soziale Sicherheit und gesellschaftlicher Zusammenhalt in unserem Land weiterhin Bestand haben“. Für alle politischen Ebenen gelte, dass eine starke Wirtschaftspolitik für mehr Wettbewerbsfähigkeit auch die beste Politik für Arbeit und Beschäftigung sei. Mit Blick auf die Bundestagswahl forderte er: „Vorrang für Wirtschaft und Arbeit! Alles tun, was Wirtschaft stärkt, alles lassen, was sie schwächt!“

(dpa)