Tischtennis Boll zeigt seine ganze Klasse

Borussias Spitzenspieler gewinnt vor den Augen von Basketballstar Dirk Nowitzki das Duell der Generationen.

Der 40-jährige Timo Boll zehrt im Spiel gegen Rares Sipsos (21) von seiner Erfahrung und seinem taktischen Geschick.

Foto: dpa/Marius Becker

(tino) Normalerweise ist bei Borussia-Heimspielen Timo Boll das beliebteste Fotomotiv für Zuschauerselfies. Doch bei der Partie der Tischtennis Bundesliga (TTBL) gegen den TTC OE Bad Homburg war Boll maximal Motiv Nummer zwei, denn sein Kumpel und Basketball-Weltstar Dirk Nowitzki schaute sich nicht nur Bolls Auftritt, sondern die komplette Liga-Begegnung auf der Tribüne an. So richtig viel Zeit hatten die Selfie-Hungrigen aber nicht, denn nach deutlich weniger als zwei Stunden Spielzeit hatten Boll, Anton Källberg und Kristian Karlsson die Homburger Youngster-Truppe mit 3:0 bezwungen.

„Es war nicht das spektakulärste Spiel, aber Dirk Nowitzki hat es gefallen“, erläutert Borussia-Cheftrainer Danny Heister.

Das deutliche Ergebnis wird niemanden wundern, spielte doch der unangefochtene Tabellenführer der TTBL sein Heimspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht. Doch bis auf die Begegnung zwischen Källberg und Cedric Meissner hatten auch die Bad Homburger Siegchancen. Das gilt besonders für Rares Sipos, der zum Auftakt der Liga-Begegnung gegen Boll an den Tisch trat. Boll war nach langer Zeit mal wieder an Position eins aufgeboten und musste gegen die Nummer zwei der Hessen ran. Es war ein Generationen-Duell, ist Routinier Boll doch bereits 40 Jahre alt, Sipos dagegen erst 21. So war Sipos erwartungsgemäß etwas schneller und in den Schläger etwas dynamischer, Boll hingegen abgezockter, cleverer und variabler.

Sipos war zunächst nervös, was in seinem Aufschlagfehler bei Bolls Satzball im ersten Durchgang kulminierte. Dann aber hatte der Rumäne im TTC-Dress erkannt, dass er nicht chancenlos ist gegen den Rekord-Europameister. Boll musste seine gesamte Cleverness einsetzen, hielt die Bälle kurz, so dass Sipos nicht zu den brachialen Angriffsbällen ausholen konnte. So entwickelte sich ein Kampf der Spielsysteme, den Boll nach Abwehr von zwei Matchbällen knapp für sich entschied.

„Ich bin froh, dass Timo jetzt fünf Sätze in den Knochen hat und arbeiten musste. Timo braucht Spielpraxis“, bilanzierte der Borussia-Coach, der das Champions League-Halbfinale kommenden Sonntag in Saarbrücken im Blick.

Källbergs überlegene Fähigkeiten im Umgang mit dem nur 2,7 Gramm schweren Plastikball beruhigte das Borussen-Nervenkostüm. Alles andere als ein deutlicher Erfolg über Cedric Meissner wäre auch einer Sensation gleichgekommen. Källberg hat inzwischen 21 seiner 22 Einzeleinsätze in der TTBL gewonnen, Meissner keinen seiner neun Auftritte.

Karlsson sorgte wieder für beschleunigten Puls bei den Borussia-Verantwortlichen. Gegen den 22-Jährigen TTC-“Oldie“ Benno Oehme musste der Doppel-Weltmeister mehr arbeiten als ihm lieb war. Karlsson war nicht auf dem Optimum seiner Leistungsfähigkeit. „Kris hat sich in der Woche verletzt und musste zwei Tage pausieren“, erklärt Heister. So war Karlsson nicht der dominierende Mann im Angriff, sondern gewann, in dem er quasi gegen seine Natur agierte. Die entscheidenden Punkte machte der sonst komplett auf dem Gaspedal stehende Schwede mit dosiertem und platzierten Bällen. Jetzt geht es am Freitag in der TTBL zum ASV Grünwetterbach, bevor es an der Saar zum nationalen Duell in der Champions League-Vorschlussrunde kommt.