Als deutscher Anhänger im Baffoe-Fanclub
Der Awo-Vorsitzende Wolfgang Brost verfolgt das entscheidende Gruppenspiel mitten unter Ghanaern.
Burscheid. Wenn Mittwochabend Deutschland auf Ghana trifft, dann ist Wolfgang Brost (58) einer von Millionen Fußballfans, die der deutschen Nationalmannschaft die Daumen drücken. Das Besondere: Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt tut das umgeben von Ghanaern - und freut sich auch noch darauf.
Besonders groß wird die Gefährdung nun allerdings auch nicht ausfallen. Man ist praktisch unter sich, auch wenn die zehn Weißen unter den rund hundert Gästen des großen deutsch-ghanaischen Familienfestes eindeutig in der Unterzahl sind.
Aber wenn die Emotionen zu hoch schlagen, kann Brost auf den Beistand von Andy Soussoudis (34) zählen: Der in Deutschland geborene Sohn ghanaischer Eltern ist Ehemann seiner Tochter Joline (30) und Vater seiner Enkeltochter Zoe (vier Monate). Verabredet ist die schwarz-weiße Großfamilie in einem weitläufigen Garten in Bonn-Bad Godesberg. Und dass die ghanaische Fraktion dabei in besonderem Maße mit ihrer Elf mitfiebert, die derzeit noch die Tabelle in der Gruppe D anführt, hat nicht nur nationale Gründe.
Denn der Onkel von Brosts Schwiegersohn heißt Anthony Baffoe - und ist inzwischen Manager der ghanaischen Nationalmannschaft mit Zuständigkeit für internationale Beziehungen.
Baffoe (45) war zwischen 1983 und 1992 Bundesligaspieler beim 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf. In der Zweiten Liga trat er für Fortuna Köln und die Stuttgarter Kickers an. Sein Wechsel 1989 nach Düsseldorf war über die Toten Hosen mitfinanziert worden.
Die Band steuerte Einnahmen von Konzerterlösen bei ("Ein Bein für Toni Baffoe"). Allerdings litt Baffoe als einer der ersten drei Schwarzen in der Bundesliga noch unter rassistischen Verunglimpfungen der Fußballfans und wechselte daher später nach Frankreich.
16-mal spielte der Diplomatensohn auch für die ghanaische Nationalmannschaft. Nach seinem Karriereende als Fußballer im Jahr 1999 (letzte Station: der Caracas FC in Venezuela) wurde Baffoe Sportjournalist und moderierte im deutschen Fernsehen unter anderem "Sport im Westen" beim WDR. Seit 2006 ist er für den Fußballverband Ghanas aktiv.
Keine Frage, dass der Baffoe-Fanclub Mittwochabend in Bad Godesberg in der Überzahl ist. Aber Wolfgang Brost nimmt seine Außenseiterrolle gelassen an: "Die ghanaischen Fans halten zu Ghana, ich drücke Deutschland die Daumen und am Ende holt Deutschland den Sieg. Das geht nicht anders."