Alte Briefmarken helfen den Waisen in Südamerika
Lothar Schneider sammelt Marken, die weiterverkauft werden. Der Erlös kommt Kinderheimen zugute.
Burscheid. Lothar Schneider wühlt mit seinen Händen in einem bunten Haufen Papier. Alles gestempelte Briefmarken, die der 79-Jährige im vergangenen Monat gesammelt hat. Die Menschen bringen sie ihm vorbei oder geben sie ihm mit, wenn sie ihn sehen. Mal eine oder zwei, aber manchmal auch einen ganzen Beutel voll.
Die Leute wissen, dass Lothar Schneider auch mit den kleinen Spenden Großes leisten kann — zwar nicht Schneider persönlich, aber die Briefmarken-Waisen-Mission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Die Postwertzeichen, die aus Briefen herausgeschnitten und bei Schneider abgegeben werden, werden zugunsten der Mission beutelweise auf Flohmärkten oder Fachgeschäften an Sammler verkauft. Der Erlös geht an die Heime.
Jedes Mal, wenn Lothar Schneider einen Schuhkarton voller Marken zusammen hat, schickt er ihn nach Süddeutschland. „Mir ist bewusst, dass ich damit die Not der Welt nicht lindern kann. Aber ich kann dafür sorgen, dass ein paar Kinder ein besseres Leben haben“, sagt Schneider, der 38 Jahre lang im Vorstand der Freikirchlichen Evangelischen Gemeinde in Burscheid war.
Mit der Mission werden hauptsächlich Kinderheime in Südamerika unterstützt: in Argentinien in der Stadt Alem, in Brasilien in Cotia, Ijui und Diadema, in Boliviens Hauptstadt La Paz. Aber auch ins portugiesische Porto fließt das Briefmarkengeld.
Aufgenommen werden in den Heimen sowohl Waisen als auch Kinder, die nur tagsüber dort leben. Jedes Kind gehört zu einer Art Familie. Bis zu zwölf Kinder leben in solchen Gruppen. Sie bekommen Unterricht und nach dem Schulabschluss die Möglichkeit, eine Ausbildung in verschiedenen Lehrwerkstätten auf dem Gelände der Heime zu machen. Insgesamt leben 150 Kinder von der bundesweiten Briefmarkensammlung. Im vergangenen Jahr konnte die Mission dafür 7500 Euro einnehmen.
Seit vier Jahren sammelt Lothar Schneider die Marken. Er hatte von der Aktion gehört und beschlossen, mitzumachen. Wie wichtig es ist, anderen Menschen auch durch vermeintliche Kleinigkeiten zu helfen, hat er in seiner Jugend selbst erfahren. Als Zwölfjähriger lief er ohne Schuhe durch den Regen. Ein Schuster konnte das nicht mit ansehen und fertigte ihm daraufhin neues Schuhwerk an. „Das war für mich ein Impuls, anderen auch helfen zu wollen“, sagt Schneider, der ebenfalls noch für die Burscheider Tafel tätig ist.
Dass er selbst nach dem Zweiten Weltkrieg ein Jahr seiner Schulzeit verlor, möchte er den Kindern in Südamerika ersparen. Deshalb will Schneider weiter Marken sammeln, damit die Kinder am anderen Ende der Welt sich bilden können und eine bessere Zukunft haben.