Altstadt: Zweiter Anlauf für betreutes Wohnen?
Die Frage von Abriss oder Sanierung sei noch nicht entschieden, sagt der Eigentümer.
Burscheid. "Ich starte einen zweiten Versuch, die Altstadt neu zu beleben und dort Arbeitsplätze zu schaffen", kündigt Axel Riemscheid an. Der Eigentümer des Häuserkomplexes an der Ecke Hauptstraße/Luisenstraße reagiert auf den BV-Bericht über den bevorstehenden Auszug seiner Mieter. "Ich habe mit den Wohnungsmietern eine einvernehmliche Regelung gefunden. Mit den gewerblichen Mietern (Eckladen und Eisdiele; Red.) laufen noch Gespräche."
Zwar handele es sich um eine "ganz ganz frühe Phase", aber Riemscheid erklärt auf Nachfrage, dass er die alte Idee eines Gebäudes mit Mietwohnungen für betreutes Wohnen wieder aufgreifen will. "Das Ganze wird bergischen Charakter haben und die Torfunktion der Kreuzung für die Altstadt soll erhalten bleiben."
Ob das im Falle einer Realisierung der Pläne dem Abriss der alten Häuser gleichkäme, will Riemscheid nicht bestätigen. "Das ist noch nicht entschieden." Die Planungen würden aber mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege abgestimmt. Zu weiteren Details wolle er zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme abgeben.
Der zuständige Gebietsreferent Andreas Stürmer bestätigt, dass es vor etwa sechs Wochen entsprechende Gespräche zwischen ihm, der Stadtverwaltung und Riemscheid gegeben habe. Zwar besteht für den Riemscheid-Komplex kein Denkmalschutz, aber dafür ist die ehemalige Metzgerei Sauer vis-à-vis ein eingetragenes Denkmal und als solches auch Bezugsgröße für alle Vorhaben gegenüber.
"Die Metzgerei hätte Auswirkungen auf Höhe und Gestaltung eines Neubaus auf der anderen Seite", sagt Stürmer. Er bleibt bei der Position, die er schon bei den ersten Plänen im Frühjahr 2004 vertreten hatte: Für den Erhalt der nicht denkmalgeschützten Riemscheid-Häuser gebe es keine rechtliche Handhabe. Im BV hatte er damals erklärt: "Aus meiner heutigen Sicht sind sie auch nicht so wichtig, dass man unbedingt darum kämpfen müsste."
Darum kämpfen wollen aber offenbar zumindest Teile der Burscheider Kommunalpolitik. Neben dem BfB, das bereits die Unterschutzstellung von "Riemscheids Hütte" beantragt hat, ist auch der planungspolitische Sprecher der SPD, Ralf ten Haaf, an einem Erhalt des Riemscheid-Hauses Hauptstraße 64 interessiert.
"Eine Unterschutzstellung des Hauses wäre hilfreich, ist aber nicht zwingend notwendig, wenn Herr Riemscheid bei seiner Absicht bleibt, die Außenfassaden zu renovieren und den freigelegten Innenhof zu beleben", schreibt ten Haaf in einer Reaktion auf den gestrigen BV-Bericht. "Es wäre wünschenswert, dass Herr Riemscheid dem guten Beispiel von Herrn Beckers folgt", verweist der Planungspolitiker auf die Entscheidung des Antiquitätenhändlers Erhard Beckers, die alte Metzgerei Sauer zu kaufen und vor weiterem Verfall zu bewahren.
Ten Haaf verbindet das mit dem Appell, "hier keine neuerliche Kehrtwendung zu vollziehen und keine neue Abrissgenehmigung zu beantragen". Sinnvoll sei dagegen der Abriss des gegenüberliegenden Gebäudes Hauptstraße 73. "Das würde den Weg zu einer einladenden Kreuzungsgestaltung endgültig freimachen."