Burscheid Bei einem BH macht die Pumpe schlapp
In städtischen Pumpstationen landen schon mal Dinge, die nicht in die Kanalisation gehören. Norbert Hildebrand sorgt dafür, dass alles richtig läuft.
Burscheid. Eine Falltür aus glänzendem Metall führt zu dem verborgenen Ort an der Brucher Mühlenstraße. Dass sie etwas Wichtiges verbirgt, das zeigt der grüne Zaun, der sie umringt — und die pilzförmigen Lüftungsanlagen unmittelbar daneben.
Norbert Hildebrand schließt das massive Tor auf. Der 57-Jährige ist Sachbearbeiter für Abwasserbetrieb bei den Technischen Werken Burscheid. Er ist öfters hier. Ganz so einfach kann aber auch er die Falltür nicht öffnen. Sie ist zweifach gesichert und abgeschlossen, damit niemand auf dumme Gedanken kommt. Die Klappe gibt mit einem Knarren nach und damit ist der Blick in das Innere frei. 4,54 Meter führt eine Leiter nach unten. Dort brennt Licht. Wohlige Wärme strömt heraus. Norbert Hildebrand steigt hinunter. Technisches Gerät überall. Noch mal eine Leiter hinunter.
Dort, in 6,95 Metern Tiefe, steht das Kernstück dieser Pumpstation: zwei Förderkessel und Druckleitungen, die durch die Wände gehen. „Hinter dieser Wand befindet sich ein Staukanal. 30 Kubikmeter Abwasser“, erklärt Norbert Hildebrand.
Die Pumpstation liegt in der Wasserschutzzone 2 der Sengbachtalsperre, besondere Vorkehrungen müssen an diesem Ort also getroffen werden. „Wenn die Anlage ausfallen sollte, läuft das Abwasser in den Stauraum.“ Die ganze Zeit ist ein Blubbern zu hören. Ob gerade jemand duscht oder die Toilettenspülung benutzt? Norbert Hildebrand zuckt mit den Schultern. Das Geräusch ist für ihn nichts Besonderes mehr. Er macht seinen Job seit 21 Jahren. Und er hat schon alles gesehen, gehört und gerochen.
Angeschlossen an diese Pumpstation ist das Gebiet Großbruch, Kleinbruch, Kleinbrucher Straße, Bruchermühlen Straße, Leie und Hinterweg. 161 Anwohner sind es. Was sie an Wasser verbrauchen, landet in den Förderkessel. Pro Jahr laufen sieben Millionen Liter Abwasser durch die Bottiche. 43 Mal am Tag löst pro Kessel die Förderung aus. Das bedeutet, sobald ein gewisser Pegelstand im Inneren des Kessels erreicht ist, wird der Inhalt mit Druck durch die schwarzen Rohre befördert.
Der Druck ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Die Leitungen führen bis zum Übergabeschacht in Hürringhausen, kurz vor der Witzheldener Straße. Der Höhenunterschied zwischen Pumpstation und Übergabeschacht liegt bei etwa 35 Metern. Ohne den nötigen Schwung wären diese Wegstrecke und vor allem der Höhenunterschied nicht zu überwinden. Das macht die Pumpstation an der Brucher Mühlenstraße zu einem äußerst wichtigen Bestandteil des Kanalsystems.
Einmal pro Woche kommen Norbert Hildebrand und seine Kollegen daher hier herunter, um nach dem Rechten zu schauen. Darüber hinaus wird die Anlage fernüberwacht. Bei einer Störung bekommt Norbert Hildebrand eine SMS auf das Handy. Einmal hat ein ungebetener Gast in der Pumpstation Brucher Mühlenstraße für eine nächtliche Alarmierung gesorgt. Die Sumpfpumpe würde überlaufen, lautete die Nachricht, die auf dem Handy einging. Als Norbert Hildebrand ankam, sah er — nichts. Zwei Mal war das so, bis er die Ursache gefunden hatte. Eine Schnecke, die die Wände hochkroch, löste einen Sensor aus. Seitdem liegt auf einem Regal in der Ecke Schneckenkorn.
An diesem Tag ist bisher alles ruhig. Norbert Hildebrand ist entspannt. „Hier in der Anlage haben wir schon die tollsten Sachen gefunden. Anwohner haben Hygieneartikel, Putzlappen, Holzkohle und einen BH durch die Toilette gespült“, erzählt der 57-Jährige. Dass die Anlage dann bockt, sollte klar sein. Einmal kam der Förderkessel richtig an seine Grenzen. Norbert Hildebrand öffnete den Kreislauf und zog einen Müllsack voller Kronkorken heraus. Gerne genommen sind auch Feuchttücher, die sich eben nicht im Wasser auflösen. Auch dadurch verstopfte die Anlage bereits. „Wir haben Rundbriefe an die Haushalte verschickt. Ein paar Wochen ging es gut, dann fing es wieder an.“