Burscheid: Auf Ahnensuche im Rathauskeller

Die Stadt öffnet ihre Türen zum „Tag der Archive“. Zahlreiche Burscheider nutzen die Chance und informieren sich.

Burscheid. Dass sich im Rathauskeller das ein oder andere alte Dokument verstecken muss, davon konnten die Burscheider ausgehen. Zu Gesicht bekommen haben die Akten und Schriftstücke bislang aber nur die Wenigsten. Am Samstag zum Tag der Archive, der in Burscheid erstmals stattfand, konnten Geschichtsinteressierte endlich selbst auf Zeitreise gehen. Und das taten sie gleich scharenweise.

Im Foyer des Rathauses hatten die Veranstalter ein buntes Programm mit Lesungen organisiert. Marie-Luise Mettlach gab "Jugenderinnerungen alter Burscheider" preis, die sie in handgeschriebenen und mit Stroh gebundenen Büchern entdeckt hatte. Mettlach berichtete unter anderem von Fritz Eckstein, der nach eigenem Bekunden eine recht sorglose Jugend in Burscheid verlebte, dem im Januar 1912 bei der Musterung aber "Marschfüße" bescheinigt wurden, so dass Eckstein nach Belgien in den Krieg ziehen musste.

Max Sträßer hielt seine Erinnerungen an den Besuch von Prinzessin Viktoria im September 1899 fest, einer "hässlichen Frau", die einer Gefechtsübung in Kämersheide beiwohnte.

Um die Armenverwaltung in der Mitte des 19. Jahrhunderts drehte sich der Vortrag von Anne Marie Frese, Uwe Boelken vom Leichlinger Stadtarchiv berichtete über das Thema Familienforschung.

Während die Gäste in den oberen Etagen also den historischen Hintergrund kennenlernen konnten, ging es eine Etage tiefer ans Eingemachte.

Im sehr gut sortierten - und übrigens gar nicht verstaubten - Kellergeschoss lagern Personenstandsregister, Sterbe- und Heiratsurkunden, alte Zeitungen und Darstellungen von Familienstammbäumen.

Christel Ertel, langjährige Standesbeamtin und inzwischen als Pensionärin ehrenamtlich im Stadtarchiv tätig, kennt die alten Personenstandsbücher beinahe in- und auswendig. Sie zeigte den Besuchern, wie die Verantwortlichen die Personenstandsbücher etwa im Jahr 1810 führten. Unterschrieben sind einige Dokumente von Wilhelm Schorr, dem ersten Bürgermeister Burscheids, der damals noch den französischen Ausdruck des Stadtoberhauptes ("Maire") trug.

Eine weitere Geschichte, die sich im Keller des Rathauses bewahrt hat: Im Jahr 1810 mussten die Väter ihre Neugeborenen auf dem Amt vorzeigen. "Das hatte zu klären, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte", erzählte Ertel. "Veranlasst hatte das Napoleon, weil angeblich zu viele Mädchen geboren worden waren und ihm die Soldaten fehlten."

Auch in Sachen Ahnenforschung konnten die Gäste sich im Rathaus schlaumachen. Schematisch dargestellt war die Ahnengalerie von Rolf Karl Krämer, der heute in Osnabrück lebt. 33 Jahre hat er damit verbracht, seine Familiengeschichte aus neun Generationen zu recherchieren. Verschiedene Schreibweisen des Zunamens erschwerten die Arbeit. Erst um 1870 wurde die genaue Schreibweise festgelegt.

In Sachen Ahnenforschung war auch Familie Zelms unterwegs. Insgesamt fünf Generationen hat Manfred Zelms bereits zurückverfolgen können. "Ich komme sogar bis ins frühe 18. Jahrhundert, allerdings ohne die genauen Namen zu kennen." Tochter Alexandra hat über das Internet sogar Verwandte in den USA ausfindig gemacht: "Wir wissen, dass Vorfahren um 1800 mit dem Schiff nach Amerika gefahren sind." Sie habe die amerikanische Familie kontaktiert, die die Recherche bestätigt. "Ich habe dann ein Foto meines Vaters nach Amerika geschickt und eine gewisse Ähnlichkeit ist wohl vorhanden."