Kölnbuch-Tipp Das Drehkreuz des Westens

Köln · Der Butzweilerhof hat als Flughafen eine bewegte Geschichte. Ein neuer Bildband blickt darauf zurück.

1926 fotografierte Hugo Schmölz die Lufthansa-Halle auf dem Flughafengelände.

Foto: Schmölz/Fotowerkstätte Hugo Schmölz

Das hat sich inzwischen geändert. Die Motorworld hat dort ihren Platz gefunden und ist zum neuen Treffpunkt für Oldtimer- und Sportwagenfans geworden. Dazu gehört auch ein Hotel, eine große Eventhalle und die Michael Schumacher Collection mit Rennwagen und anderen Erinnerungsstücken des erfolgreichen Formel-1-Fahrers, der gerade 50 Jahre alt geworden ist.

Der Butzweilerhof war der zweitgrößte, deutsche Flughafen

Dabei zeigt ein Blick in die Geschichte die Bedeutung des Butzweilerhofs auf. Er war Deutschlands zweitgrößter Flughafen, das Drehkreuz des Westens, ein wichtiger Standort der Deutschen Lufthansa und ein Stück großer Kölner Zeitgeschichte. Auf einer langen geraden Straße konnte man von dort direkt bis zum Dom fahren und diesen auch schon von weitem sehen. Etwa 20 Minuten brauchte man mit dem Auto vom Butzweilerhof zur Innenstadt und dem Hauptbahnhof.

Heute ist diese Geschichte schon fast vergessen. Dies will ein neues, gerade bei der Edition Steffan erschienenes Buch ändern. Dafür wurden zahlreiche, bislang nicht veröffentlichte und unbekannte, historische Aufnahmen des Butzweilerhofs gefunden und für den Bildband zusammengestellt. Sie stammen aus der Anfangs- und der Blütezeit des Flughafens, der mit seinen wichtigsten Gebäuden seit den 1930er Jahren lange unverändert erhalten geblieben ist. Autor Philipp Robien hat dies in seinen eigenen Bildern festgehalten.

Bei den historischen Aufnahmen finden sich auch Bilder des bekannten Fotografen Hugo Schmölz, der im Jahr 1926 im Auftrag des Hochbauamtes Umbauarbeiten am Butzweilerhof dokumentierte. Zehn Jahre später war er beim Neubau des Flughafens wieder mit seiner Kamera vor Ort. Zu sehen sind 1926 schlichte Barackengebäude aus weiß gestrichenen Holz und Ziegelstein, die zur ehemaligen Militärfliegerstation Köln gehörten.

Diese wurde zum ersten Zivilflughafen der Stadt umgebaut. Auf dessen Wirtschaftsterrasse bestaunen auf einer Aufnahme aus der Anfangszeit zahlreiche Gäste den Flugverkehr und vor der Flugzeughalle sind die Flieger der gerade erst gegründeten Lufthansa zu sehen. Bei den Fotografien aus dem Jahr 1936 werden die Bauarbeiten genauso präsentiert wie die darauffolgende Inbetriebnahme. Auch hier sind wieder Flugzeuge der Lufthansa zu sehen, nur dass am Heckruder der Kranich inzwischen dem Hakenkreuz gewichen ist.

1939 endete die Ära das
zivilen Luftverkehrs

Der zivile Luftverkehr hatte nicht lange seinen Platz am Butzweilerhof. Schon drei Jahre nach der Eröffnung des Neubaus endete diese Ära. Dabei war der Flughafen durch seine Lage am Kreuzungspunkt der großen internationalen Verkehrswege Westeuropas von großer Bedeutung, die seit 1926 stetig gewachsen war und die dem Butzweilerhof den Beinamen „Drehkreuz des Westens“ eingebracht hatte. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäudeensemble erstaunlich gut, der zivile Luftverkehr wurde dort aber nie mehr aufgenommen.

Der Name geht auf einen Bauernhof zurück

Der Name des Flughafens geht auf den Bauernhof zurück, der dort im 19. Jahrhundert noch seinen Platz hatte. 1909 wurde in Bickendorf die erste Luftschiffhalle gebaut und dort ein Zeppelin stationiert. Im gleichen Jahr gab es die erste Flugwoche auf der Köln-Merheimer Pferderennbahn. Erst Ende 1912 konnte auf dem Gelände des Butzweilerhofes der Grundstein für den späteren Flugplatz gelegt werden. Am 1. April 1914 wurde die „Kaiserliche Militärfliegerstation Köln“ feierlich eröffnet. Zu den bekannten Fliegern gehörte Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen, der 1915 seine Ausbildung als Beobachter antrat. Im Ersten Weltkrieg war er dann als Jagdpilot im Einsatz.

Nach dem Krieg wurde die Militärfliegerstation von der britischen Royal Air Force besetzt. 1922 mietete mit der „Instone Air Line“ eine Vorläufergesellschaft von British Airways eine der Flugzeughallen in Ossendorf an. Durch die Linie London-Köln-Brüssel wurde die Stadt erstmals in den internationalen Luftverkehr eingebunden. 1926 zogen die Briten ab und der Platz für den Kölner Zivilflughafen war frei. Offiziell eingeweiht wurde dieser am 13. Mai 1926.

In der großen, heute noch erhaltenen Empfangshalle des späteren Neubaus gab der Fluggast sein Gepäck ab und konnte sich in eine der beheizten Wartenischen setzen. Im Westflügel gab es einen Wartesaal, eine Gaststätte und ein holzvertäfeltes Klubzimmer. Im Obergeschoss fand sich ein Flughafen-Café mit Balkon. Eine große Wirtschaftsterrasse bildete den Außenbereich. Im Ostflügel wurde der eigentliche Luftverkehr abgefertigt. Dazu kamen die Büros der Flughafenleitung und der Lufthansa. Dem Hauptgebäude schloss sich ein Betriebshof und eine Flugzeughalle sowie der Turm der Luftaufsicht an.

Im Zweiten Weltkrieg war der Kölner Flughafen vorwiegend ein Rettungs- und Reparaturlandeplatz. Nach Kriegsende wurde er von den amerikanischen Streitkräften eingenommen. Nach deren Abzug übernahmen die Briten den Butzweilerhof und verwandelten diesem zum Militärstützpunkt mit Kaserne. 1957 wurde das Gelände der ehemaligen Start- und Landwiese für den Segel- und Motorflugsport freigegeben.

1967 übernahm die Bundeswehr das gesamte Gelände der britischen Kaserne und errichtete dort ein Informations-, Medien- und Fahrschulzentrum ein. Das Gelände des angrenzenden Sportflugplatzes ging in den Besitz der Stadt Köln. Ziel war es ab 1969, ein Gewerbegebiet in Ossendorf einzurichten.

1980 wurde vom Aus des Sportflugplatzes Butzweilerhof gesprochen, dessen Gelände von der neuen Hugo-Eckner-Straße durchschnitten wurde. 1988 wurde das Gebäudeensemble des Flughafens unter Denkmalschutz gestellt. 1999 gründete sich die Stiftung Butzweilerhof.

2015 wurde das gesamte Gelände von der Stadt verkauft und so der Weg zur jetzigen Motorworld freigemacht. Diese öffnete im vergangenen Jahr ihre Pforten und bietet für Oldtimer- und Sportwagenfans ein Gesamtangebot von der spezialierten Werkstätten, Händlern und Abstellmöglichkeiten zum Beispiel in Glasboxen. Dafür wurde das historische Gebäudeensemble erweitert und umgebaut.

Philipp Robien: Der historische Flughafen Köln am Butzweilerhof, Edition Steffan, 60 Seiten, 24,90 Euro.