Das Handwerk blüht auf

Die Auftragsbücher sind so voll wie seit Jahren nicht. Nur Metzger und Bäcker haben zu kämpfen.

Rhein.-Berg. Kreis. Früher hat Heinz Gerd Neu, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, gerne die alte Floskel vom goldenen Boden des Handwerks bemüht. Dafür ist er von den Mitgliedern oft gescholten worden. Aber derzeit neigt Neu wieder zur Euphorie: „Es geht uns gut im Handwerk. Die Betriebe berichten uns zum Teil von Auftragslagen, die sie noch nie gekannt haben.“

Basis für diese Einschätzung ist die aktuelle Konjunkturumfrage der Kreishandwerkerschaft. Gut 300 der 2500 befragten Innungsmitglieder haben geantwortet — und 54 Prozent der Betriebe verzeichneten 2010 einen gestiegenen Umsatz gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend schätzen etwa 40 Prozent der Firmen ihre aktuelle Lage als sehr gut oder gut ein. Besonders Dachdecker und Tischler profitieren. „Und Schnee und Frost haben uns im vergangenen Jahr nicht geschadet“, zieht Neus Stellvertreter Marcus Otto zufrieden Bilanz.

Von der positiven Entwicklung ausgenommen sind Bäcker und Metzger. Sie haben zunehmend mit Billigangeboten der Discounter zu kämpfen. „Dabei können wir gerade hier hochwertiges Fleisch aus der Region bieten, das auch in der Region verarbeitet wird“, sagt Otto. Das Lebensmittelhandwerk sehe derzeit nicht positiv in die Zukunft. „Das ist eine Frage, die sich letztlich der Verbraucher stellen muss.“

Von diesen Ausnahmen abgesehen, zeigt sich der Aufschwung des Handwerks auch in einem deutlichen Anstieg der Überstunden. „Es fehlen qualifizierte Handwerker“, sagt Otto. Stichwort für Geschäftsführer Neu, um Lehrlinge zu werben.

„Unser großes Problem ist der demografische Wandel“, klagt er. Die Betriebe seien überaltert, junge Kräfte fehlten. „Eine Lehrstelle zu haben, ist nicht in.“ Dabei steht seit Oktober 2010 allen Inhabern eines Gesellenbriefes offen, in ihrer Fachrichtung die Fachhochschule zu besuchen. Ein Fachabitur ist nicht mehr notwendig. Man habe also alle Möglichkeiten, nach der Lehrzeit seinen Weg zu gehen. „Auch für dieses Jahr sind im Handwerk noch Ausbildungsplätze frei.“