Lehrreiche Wochen im Ausland

Vier finnische Azubis sind derzeit Gast bei Federal-Mogul. Der Gegenbesuch in Lahti liegt schon ein Jahr zurück.

Burscheid. Zum ersten Mal in seinem Leben hat Ville Hälinen Finnland verlassen. Zum ersten Mal ist er geflogen. Knapp vier Wochen ist das gerade her, doch schon sagt der 17-jährige Auszubildende, er könne sich vorstellen, später auch mal im Ausland zu arbeiten. Andrea Vogt-Schulz, Personalleiterin bei Federal-Mogul (FM), hört das zufrieden.

Diesen Lerneffekt erhofft sie sich nämlich auch bei den beteiligten FM-Azubis. Drei angehende Elektroniker waren im vergangenen Jahr in Lahti und haben die finnische Ausbildung kennengelernt, die anders als in Deutschland nur in der Berufsschule erfolgt.

Nach ihrer Rückkehr, so hat Elektronikausbilder Andreas van Holt festgestellt, „waren sie wie verwandelt, wesentlich engagierter und konzentrierter“.

Der Blick über den Tellerrand als Referenz für das spätere Berufsleben: Diese Anforderung gilt längst nicht mehr nur für Akademiker, sondern auch in Lehrberufen. „Die Maschinen, die wir hier bauen, werden weltweit aufgestellt“, sagt Vogt-Schulz. „Aber es ist schwer, Mitarbeiter dazu zu bringen, ins Ausland zu gehen.“

Also möglichst früh mit dem Umdenken ansetzen — bei den Azubis. Dabei hatte gar nicht FM selbst die Idee. Die Geschwister-Scholl-Schule in Leverkusen, auf der die Elektroniker von FM ihre Berufsschulttage verbringen, unterhält schon seit vier Jahren Verbindungen zu einer Partnerschule im finnischen Lahti.

„Wir versuchen, alle Berufsschüler zu vermitteln, die Interesse haben“, sagt Lehrer und Projektleiter Till Piontek. Finanzielle Unterstützung kommt über ein EU-Programm. Die Absolventen sollen fit für den internationalen Arbeitsmarkt sein.

Vielleicht hilft dabei die Erfahrung, dass auch im Ausland nicht zwangsläufig alles anders ist. „Zum Teil unterscheidet sich die Farbe der Leitungen“, hat FM-Azubi Sascha Wienhusen im Gespräch mit den vier Finnen festgestellt. Aber er entdeckt auch viel Vertrautes.

Wienhusen kümmert sich auch in der Freizeit mit um das Wohlergehen von Joonas Hakala (19), Eeetu Toivonen (17), Ville Hälinen (18) und Nikolas Ylinen (17). Die vier sind im Goetze-Hof am Ewald-Sträßer-Weg untergebracht, die Kommunikation funktioniert auf Englisch.

Am Dienstag haben ihre deutschen Azubikollegen für sie einen Besuch auf dem Nürburgring organisiert. Auch die Bevertalsperre und der Kölner Dom haben Eindruck hinterlassen. „So große Kirchen gibt es bei uns nicht“, stellt Ville anerkennend fest.

Nächste Woche beenden die Finnen ihren einmonatigen Aufenthalt in Burscheid. Aber Andrea Vogt-Schulz ist von dem ersten Austauschprojekt so überzeugt, dass sie nachlegen will.

Im nächsten Jahr soll der Teilnehmerkreis auf Industriekaufleute und -mechaniker ausgeweitet werden. Das Unternehmen wird dann selbst als Partner einsteigen und die Vermittlung in Schwesterunternehmen in England und Frankreich anstreben.

Ville und seine Kollegen werden dann wieder zu Hause sein. Mit der Erfahrung, in der Fremde einen Monat zurechtgekommen zu sein. Und mit einer besseren Vorstellung davon, dass das auch mal länger klappen könnte.