„Der netteste Fahrkartenbeamte saß in Burscheid“

Ratschläge von Bahnbeamten gab es für Eva Lüdorfs Bekannte zuhauf.

Burscheid. Meine Erinnerungen an die Eisenbahn der Strecke Lennep-Opladen reichen weit zurück. Als Kind bei den Großeltern Güldner in Hilgen zu Besuch, fuhren wir sonntags von dort aus nach Burscheid zum Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Natürlich kam für die sparsame Familie des Rektors nur die 3. Klasse in Frage, auch ging man nach dem Gottesdienst zu Fuß nach Hilgen zurück.

Eine andere Erinnerung stammt aus den 70er Jahren und betrifft eine Tante aus Aachen. Diese Tante hatte behauptet, der netteste Fahrkartenbeamte Deutschlands sitzte am Schalter in Burscheid. Er war es nämlich, der ihr bei einem Aufenthalt geraten hatte, auf der Rückfahrt nach Aachen Station in Opladen zu machen, was der Großstädterin nicht gefiel.

Der junge Mann jedoch machte ihr den Vorschlag: "Dann bestellen Sie sich im Bahnhofsrestaurant einfach ein Bouillönchen (heute sagt man Kraftbrühe dazu) und essen Ihr Bütterchen dazu bis zur Weiterfahrt." Dieser freundliche Ratschlag hat der Tante so gut gefallen, dass sie ihren Besuch bei den Burscheider Verwandten von nun an alljährlich zu wiederholen pflegte.

Eine Freundin aus Israel, Anfang der Achtziger angereist, machte allerdings eine zunächst unliebsame Bekanntschaft mit der Bahnstation. Ihr in München aufgegebener Koffer ließ mit einer Ankunft auf sich warten. Wir gingen täglich zur Gepäckaufbewahrung, halfen der Freundin inzwischen mit Kleidung aus, bis endlich der Anruf kam, der Koffer sei abholbereit.

Der Gepäckaufbewahrer, Herrscher über das ganze Transportsystem der Stadt, machte allerdings eine besorgte Miene bei der Aushändigung: "Sie, gute Frau, haben ja die Schlüssel am Koffergriff hängen lassen", wobei er entsetzt die Augen aufriss, was die Angesprochene lächelnd zu erklären wusste: "Habe ich extra gemacht, weiß doch der Dieb, dass innen nichts zu holen ist." Daraufhin gab es noch eine Lektion seitens des Beamten über deutsche Verordnungen und Versicherungsbestimmungen.

“ Wenn auch Sie persönliche Erinnerungen an den Burscheider Bahnhof haben, melden Sie sich in der Redaktion (Telefon 60467).