Ein Markt wie aus einem Guss
Mit stimmungsvoller Atmosphäre beglückt die Lambertsmühle sowohl Aussteller als auch Besucher in der Vorweihnachtszeit.
Burscheid. Susanne Mörsheim war bisher auf großen Weihnachtsmärkten in Bergisch Gladbach zu Hause. Große Fläche, viele Stände: So lautete das Rezept. Umso erstaunter war die 52-Jährige am Samstag, dass die Rechnung in kleineren Dimensionen auch, wenn nicht sogar noch besser, aufgeht.
Zum ersten Mal stellte Susanne Mörsheim beim vierten vorweihnachtlichen Markt in der Lambertsmühle aus. Und bereits kurz nach der Eröffnung füllte sich das historische Gebäude zusehends mit Besuchern, die auch an ihrem Stand eine Pause einlegten.
Susanne Mörsheim hatte das Hobby ihres Vaters für sich entdeckt: die Arbeit mit Holz. Mithilfe einer Dekupiersäge schneidet sie Elche und Wichtel, die sie dann später bemalt. „2002 hat es angefangen. Das hier ist eine Jahresarbeit“, sagte sie und deutete auf ihre Figuren. „Direkt nach dem Basar fange ich wieder an zu arbeiten. Auch im Sommer werden Elche produziert.“
Dass sie eine besondere Verbindung zu Weihnachten hat, versteht sich von selbst. „Osterhasen mache ich aber auch“, fügte sie schnell noch hinzu, als eine Frau Interesse an einem Wichtel signalisierte. Ein kleiner Plausch, ein Lächeln und schon wechselten Euros und Wichtel den Besitzer. „Hier ist es klein und knuffelig. Ich fühle mich hier wohl und aufgehoben“, sagte Susanne Mörsheim nach ihrem Verkaufserfolg.
Doris Maiworm war ebenso guter Dinge. Ihr Hobby hatte sie auf einem Markt wie diesen gefunden. Nun betreibt sie selbst einen Stand. Glasperlen in allen erdenklichen Farben sollen die Besucherinnen verzücken. Doris Maiworm brennt für ihr Hobby. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die 62-Jährige zeigte eine Narbe an der Hand. „Das passiert schon mal“, sagte sie.
Der Gasbrenner ist für die Gestaltung mit Glas unerlässlich. Für eine Perle braucht sie fünf bis 30 Minuten. Je nach Größe, Form und Muster. Dass sie die meiste Freizeit am Gasbrenner verbringt, zeigte sich bei einem flüchtigen Blick über den Tisch schnell. Massenweise Ohrringe, Armbänder, Ketten und Anhänger.
An einigen der 21 Stände schlug sich der zeitliche Aufwand bei der Herstellung im Preis nieder. Weit über 100 Euro kosteten beispielsweise Handtaschen, die einst ausrangierte Mäntel waren. Wirklich weihnachtlich wurde es am Stand von Heinrich Werner. Der Rentner aus Lützenkirchen stellte seine selbst geschnitzten und traditionellen Krippen zum Verkauf aus. Auf ihn warten noch weitere Termine in der Vorweihnachtszeit. „Nächste Woche habe ich einen Stand im Altenzentrum in Burscheid“, berichtete er.
Während für die meisten der Weihnachtszauber spätestens am zweiten Weihnachtstag schon verflogen ist, hält er bei Ulrike Raupach länger an. Er begleitet sie das ganze Jahr über. Ihre Sammelleidenschaft gilt nämlich dem Christbaumständer. Ihren ersten hatte sie von ihren Urgroßeltern geerbt. Die Gusstechnik und die künstlerischen Verzierungen hatten es ihr angetan. Christbaumständer Nummer zwei kam vor 20 Jahren hinzu. „Dann wurde es ein Sammeltrieb“, sagte Ulrike Raupach, die ihre Sammlung in der Lambertsmühle zeigte.
Jahr um Jahr sind es mehr geworden. 41 sind es bis jetzt. Ulrike Raupach hatte aber schon einen Blick auf die mögliche Nummer 42 geworfen, die am Samstag ebenfalls zu sehen war: ein Christbaumständer, der den Baum dreht und dabei eine Melodie abspielt. Auf die Frage, was sie denn von modernen Christbaumständern aus Plastik halten würde, reagierte sie fast empört. So was komme ihr nicht ins Haus.
An Heiligabend wird natürlich eines der historischen Modelle genutzt. Ebenso brennen echte Kerzen und keine Lichterkette. „Wenn man so einen Tick hat, muss man es konsequent durchziehen.“