Interreligiöses Gebet Sie eint eine Sehnsucht: Frieden

Christen und Muslime, Flüchtlinge und Helfer füllen die Kirche am Markt, um der Terroropfer von Paris zu gedenken.

Burscheid. Es ist viel von Zeichen die Rede in diesen Tagen, von dem Bedürfnis vieler, den Bildern des Terrors etwas entgegenzuhalten. Für diese kleine Stadt ist dieser Abend ein starkes Zeichen: Burscheider und Flüchtlinge aus aller Welt, Christen aller Konfessionen und Muslime, Helfer und Hilfsbedürftige füllen Seite an Seite alle Bänke der Kirche am Markt. Sie sprechen nicht eine Sprache, aber sie verbindet eine Sehnsucht: Frieden.

„Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind“, dieses Wort des Propheten Jesaja stellt Pfarrerin Annerose Frickenschmidt über das interreligiöse Friedensgebet im Gedenken an die Terroropfer von Paris. Und in ihrer Begrüßung nimmt sie auch die Terroropfer aus Aleppo in Syrien, aus Abuja in Nigeria, aus Mossul im Irak und aus all den anderen Orten der Welt mit hinein in dieses Gedenken. Die Menschen in den Reihen wissen, wovon die Rede ist: Viele sind von dort geflohen.

„Die Mörder von Paris irren, wenn sie glauben, sie seien die Vollstrecker eines göttlichen Willens. Allah ist nicht ihr Verbündeter“, liest Murat Türksoy aus der Erklärung des türkischen Ditib-Bundesverbandes. Und die Sure 5 wird zitiert: „Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet.“

Unterschiedlich Glaubende und auch Glaubensferne scheinen in diesem Moment vereint — und das Suchen nach Verständigung gibt dem Abend trotz der Wucht des Anlasses mitunter etwas Heiteres: Die Übersetzung vom Deutschen ins Englische und weiter ins Arabische hakt vor allem am Ende der Kette, bis der Übersetzer schließlich kapituliert — unter dem wohlwollenden Lachen der Besucher. Man muss nicht jedes Wort verstehen, um zu begreifen, um was es geht.

Pastor Lukas Schülbe liest aus der Bergpredigt, Pfarrer Temur Bagherzadeh widmet seine Fürbitte all denen, die sich in ihrer Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge nicht beirren lassen. Und dann erklingt zart, aber bewegend, ein Gesang der ökumenischen Kommunität im französischen Taizé: „Die Finsternis ist nicht finster bei dir. Die Nacht leuchtet wie der Tag.“

Mit Lichtern in der Hand werden die Flüchtlinge zu ihren Unterkünften zurückbegleitet. Dort empfängt sie noch Musik des Jungen Orchesters. Diese Nacht, zumindest, an diesem Ort, zumindest, ist eine friedfertige.