Eine Fabrik zerfällt in kleine Würfel

Abriss: Bis Ende April soll der Abriss auf dem ehemaligen Thiel-Gelände in Hilgen abgeschlossen sein.

Burscheid. "So, wie es aussieht, liegen wir relativ gut in der Zeit." Paul Reinsch ist keiner, der sich so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Dabei wacht der Polier über eine der größten Baustellen in der noch jungen Geschichte seiner Firma. Seit November ist die Bernd Hagen GmbH mit Sitz in Neumünster damit beschäftigt, die ehemalige Textilfirma Thiel in Hilgen abzureißen.

Die schnöden Zahlen für das gewaltige Unterfangen: 173000 Kubikmeter umbauter Raum müssen beseitigt werden. Das macht 25000 bis 30000 Tonnen Material zum Abtransportieren. Aber bevor die Lkws kommen, wird sortiert wie bei Aschenputtel: dort der Beton, hier der Ziegelbruch. Eisen, Holz, Müll - alles wird feinsäuberlich voneinander getrennt. "Die Altlasten wie Eternitplatten, Dämmstoffe und Öl sind ordnungsgemäß nach Standard entsorgt worden", sagt Polier Reinsch.

Damit möglichst viel des Materials wiederverwendet werden kann, muss es zerkleinert werden. Aus großen Betonbrocken beispielsweise werden am Ende 4,5 mal 4,5Zentimeter große Stückchen. "Die werden zum Straßenbau verwendet, abgefahren oder eingebaut, wo es erlaubt wird", erklärt Reinsch.

Das Zerkleinern übernimmt eine gewaltige Maschine mit dem unzweideutigen Namen "Brecher". Davon gibt es zwei in Hilgen, dazu fünf Bagger, zwei Radlader und eine Siebmaschine. Zehn Mitarbeiter sind rund um die Uhr mit dem Abriss beschäftigt, der Firmenchef selbst hat die Bauleitung übernommen.

Unliebsame Überraschungen? "Keiner kann in die Erde reingucken", weiß Reinsch. Zuletzt hat sich gezeigt, dass die Fundamente im Erdreich größer ausfallen als angenommen. Jetzt muss bei der nächsten Baubesprechung verhandelt werden, ob der vereinbarte Termin zum Abschluss der Arbeiten weiter Bestand hat. "Derzeit gehen wir noch davon aus, dass wir Ende April fertig sein müssen." Von den ehemaligen Firmengebäuden stehen schon nur noch ein paar letzte Wände.

Dass die ursprüngliche Planung, den Abriss in einem halben Jahr zu bewältigen, überhaupt eingehalten werden konnte, liegt daran, "dass wir trotz Schnee und Frost weitgehend durchgearbeitet haben", sagt der Polier. Für die Erschließung ist ein weiteres Jahr eingeplant. Die Ausschreibung dafür läuft gerade.