Erdwall statt Wiesenpanorama

Die Anschüttungen für das Neubaugebiet in Benninghausen beunruhigen die angrenzenden Anwohner.

Burscheid. Wer von der Kreisstraße 2 über die Kastanienallee nach Benninghausen abbiegt, sieht dort entlang der Straße viele Häuser, die auf dem abschüssigen Gelände in den Hang hineingebaut sind. In dem Neubaugebiet Benninghausen-Nord, dessen Areal seit März erschlossen wird, ist das anders geplant. Hier sind, vom obersten Straßenniveau der K 2 ausgehend, zwei Ebenen vorgesehen, die durch Anschüttungen erzielt werden. Und das versetzt die Anwohner zunehmend in Aufregung.

Dieter Müller hat im Rat manche politische Schlacht geschlagen, bevor sich der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende 2014 aus der Kommunalpolitik zurückzog. Mit den Plänen für Benninghausen konnten sich die Sozialdemokraten lange nicht anfreunden; zusammen mit FDP und Grünen stimmten sie dagegen. Jetzt steht der Benninghausener Müller bei seinen Nachbarn im Garten und blickt auf die Anschüttungen, die sich hinter dem Zaun auftürmen. „So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte gedacht, das würde sich auf dem Niveau der oberen Häuser von Benninghausen abspielen. Aber meine Annahme war falsch.“

Derzeit sieht es hinter dem Garten von Jürgen und Marita Albertz besonders wüst aus. Ein riesiger Wall ragt meterhoch über die Gartenabgrenzungen hinaus. Zwar soll er wieder geebnet werden. Aber das schon jetzt erkennbare Grundstücksniveau dahinter samt den Kanalschächten für Schmutz- und Regenwasser beunruhigt die Albrechts wie auch ihre Nachbarn Harry und Barbara Orttmann.

„Wir hatten gedacht, da würde Garten an Garten liegen und die Grundstücke in Richtung K 2 langsam ansteigen“, sagt Marita Albertz. Von ihrem Atelier im Dachgeschoss, in dem unter anderem die Bilder für die Aktion „Kunst im Schaufenster“ entstehen, verfolgt sie die Entwicklung der vergangenen Wochen zunehmend besorgt.

Drei Meter Abstandsfläche zu ihrem Grundstück soll gewahrt bleiben. Dann beginnt die Anschüttung für die erste Häuserreihe. Hier darf die Firsthöhe zehn Meter betragen, auf der oberen, höheren Ebene an der Kreisstraße 2 dann nur noch acht Meter, um für ein einheitliches Erscheinungsbild zu sorgen. Insgesamt sind 34 Häuser geplant.

Anschüttungen bis zu einem Meter Höhe sind ohne gesonderte Genehmigung erlaubt. Aber dem Bauträger in Benninghausen-Nord reicht das nicht. In der Kreisverwaltung liege ein Bauantrag für höhere Anschüttungen vor, bestätigte Kreissprecher Alexander Schiele gestern gegenüber dem BV. Es gehe dabei um unterschiedliche Höhen, „teilweise 1,80 Meter, teilweise auch noch darüber“. Die Stadt Burscheid habe jetzt die Gelegenheit zur Stellungnahme, der Antrag werde noch geprüft.

Im Burscheider Burscheider Rathaus sieht man dennoch keinen Anlass zur Beunruhigung. „Die Bedenken der Anwohner sind unbegründet“, sagt Sprecherin Renate Bergfelder-Weiss. Alle beschlossenen Höhenfestsetzungen des Bebauungsplans stünden im Bezug zum Normalhöhennull (NHN), dürften sich also durch die Anschüttungen nicht nach oben verändern. „Auch werden nicht alle Anschüttungen auf dem Gelände so bleiben.“

Die Benninghausener beruhigt das angesichts den optischen Eindrucks, den sie beim Blick aus dem Fenster gewinnen, nicht. Dieter Müller hat auch einen Verdacht, warum die umfangreichen Anschüttungen vorgenommen werden. „Wenn die Grundstücke tiefer lägen, wären viel umfangreichere Erdarbeiten erforderlich, um das nötige Gefälle des Regenwasserkanals für die Versickerung auf der anderen Seite zu erzeugen.“ Denn auf der nördlichen Seite der Kreisstraße 2 wird gegenüber dem Neubaugebiet an der Rigole gearbeitet, die das Regenwasser aus dem Neubaugebiet aufnehmen soll.

Die Nachbarn üben sich derweil im Galgenhumor. Statt des Wiesenpanoramas stellen sie sich beim Blick über den Gartenzaun künftig auf eine Manhattan-Skyline ein.