Fietz eilt von Rekord zu Rekord

Wirtschaft: Der Boom der Kunststofffirma hält an – auch wenn das Tempo dem Geschäftsführer nicht immer behagt.

Burscheid. Die Fassade ist seit vier Wochen eingerüstet. Nachdem die Fietz GmbH Anfang 2006 die neue Produktionshalle in Betrieb genommen hatte, fielen die alte Halle (Baujahr 1985) und das angebaute Verwaltungsgebäude (Baujahr 1990) optisch ab. Geschäftsführer Maryo Fietz, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, auch "das äußere Erscheinungsbild zu pflegen", ordnete einen neuen Anstrich an. Daraus ist inzwischen eine komplette Fassadensanierung geworden. Investitionsvolumen: rund 100 000 Euro.

So geht das nun schon seit Jahren beim boomenden Hersteller hochwertiger Kunststoffteile für die Automobil-, Maschinenbau- und Chemiebranche. Die 2,5 Millionen Euro für die neue Produktionshalle waren da nur der größte Batzen: Die alte Halle wurde komplett renoviert - mit neuer Elektrik und Heizung. Zwischen alter und neuer Halle musste eine Transportlogistik geschaffen werden. Und für die wichtigsten Mitarbeiter gibt es jetzt eine interne Mobilfunkanlage.

Vor allem aber: Jeder neue Arbeitsplatz im produzierenden Bereich kostet zum Start erst einmal rund 100 000 Euro: Denn bei mehr Beschäftigten müssen auch mehr Maschinen her.

Und die Beschäftigtenzahl ist weiter gewachsen: von 80 (2005) über 100 (2006) auf aktuell 120. Damit ist das Wachstumspotenzial durch die Erweiterung schon zur Hälfte wieder ausgeschöpft. Das schlägt sich auch im Umsatz nieder: Seit Jahren eilt er von Rekord zu Rekord. Im vergangenen Jahr wurde er mit 10,5 Millionen Euro erstmals zweistellig. "Und in diesem Jahr werden wir die zwölf Millionen überschreiten", sagt Fietz.

Ganz wohl fühlt sich der 51-Jährige dabei allerdings nicht in jedem Moment: "Es wird langsam unübersichtlich." Vieles, was früher auf Zuruf möglich war, muss heute in Organisationsformen gepresst werden. Und auch wenn Fietz inzwischen Besitzer der benachbarten, rund 4000 Quadratmeter großen Wiese zwischen Verwaltungsgebäude und Lagerhalle ist, eine nochmalige Erweiterung soll vorerst nur unbestimmte Zukunftsoption bleiben: "Wir haben im vergangenen Jahr tief Luft geholt und atmen jetzt aus."

Da trifft es sich gut, dass die Branche zwar im Moment weiter brummt, aber es dennoch etwas ruhiger wird. "Die Steigerungsraten sind nicht mehr da. Die Kurve flacht ab." Die Firma, stellt ihr Geschäftsführer fast erleichtert fest, werde "nicht mehr so vom Markt getrieben". Dennoch werde sie zumindest im kommenden Jahr "das Niveau halten können".

Dafür wird er weiter investieren - und baut auf einen Mitarbeiterstamm ohne große Fluktuation: "Wer einmal drei Jahre hier ist, wechselt nicht mehr."