Hilfe für Eltern und Kinder in Krisen

Im Haus der Kirche gibt es eine neue Beratungsstelle für Erziehungsfragen und Konflikte in der Partnerschaft.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Manchmal sorgt der Zufall für glückliche Wendungen im Unglück: Das Ende der Psychologischen Beratungsstelle des Evangelischen Kirchenkreises Leverkusen in ihrer heutigen Form ist seit der Kreissynode im vergangenen November beschlossene Sache. Ende Juni ist Schluss mit der Leverkusener Einrichtung. Aber unter neuen Vorzeichen geht es in Burscheid in dem Arbeitsfeld weiter. Seit Januar hat die Erziehungsberatungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche im Haus der Kirche auf dem Schulberg ihre Arbeit aufgenommen. Am Mittwoch wurde sie offiziell eröffnet.

Damit hat der Kirchenkreis die Nachfolge der Psychologischen Beratungsstelle Wermelskirchen angetreten, die bis Ende 2015 zweimal wöchentlich Erziehungsberatung auch in Burscheid angeboten hatte. Aus Sicht des Kreises als Träger der Jugendhilfe und Vertragspartner des Kirchenkreises ist die neue Konstellation ein weiterer Schritt in Richtung frühzeitiger Hilfen. „Jetzt kann die Beratung an fünf Tagen in der Woche angeboten werden“, freute sich Kreisjugendamtsleiter Thomas Sträßer anlässlich der Eröffnung.

Sträßer kalkuliert mit 100 bis 150 Beratungsfällen pro Jahr. Zuletzt hatten 76 Burscheider das Wermelskirchener Angebot genutzt. Im Haus der Kirche teilen sich die Psychotherapeuten Markus Körner und Beate Feldes mit jeweils halben Stellen die Beratungsarbeit. Körner arbeitet mit einer weiteren halben Stelle bis zum Sommer noch in der auslaufenden Psychologischen Beratungsstelle in Leverkusen.

Anders als dort gibt es in Burscheid keine allgemeine Ehe- und Lebensberatung. Die Hilfe können nur Familien mit Kindern bis 21 Jahre in Anspruch nehmen, dann allerdings durchaus auch in Krisensituationen der Eltern, weil diese sich meist unmittelbar auch auf die Kinder auswirken.

Ansonsten ist das neue Angebot die richtige Anlaufstelle bei allen denkbaren Erziehungsproblemen mit Kindern und Jugendlichen. Je früher der Kontakt, umso besser. Durch Prävention sollen langwierige und kostenträchtige Fälle reduziert werden.

„Ich bin glücklich, dass es so gekommen ist“, freute sich Superintendent Gert-René Loerken über die Entwicklung. Die Psychologische Beratungsstelle sei vor 50 Jahren eine der ersten Einrichtungen des noch jungen Kirchenkreises gewesen, mittlerweile aber kaum noch refinanzierbar. „Jetzt können wir zumindest die Erziehungsberatung fortsetzen. Damit endet auch für die Mitarbeiter eine schwere Zeit.“

Die Beratungsarbeit ist seit anderthalb Jahren unter dem Dach des Diakonischen Werks verortet. „Es war ein glücklicher Zufall, dass wir den Standort und die Arbeit durch die Umstrukturierung passend für die Anfrage ausrichten konnten“, sagte Pfarrer Hans Höroldt, Leiter des Diakonischen Werks. Auch aus Sicht der Stadt Burscheid ist die neue Lösung „nahezu perfekt“, wie Amtsleiter Dirk Runge mit Blick auf Lage und kürzere Wege sagte. „Zum Glück war das Interessenbekundungsverfahren des Kreises für den Kirchenkreis erfolgreich.“

Laut Straßer hatte sich ansonsten nur noch die katholische Erziehungsberatung in das Verfahren eingebracht, nicht jedoch der bisherige Träger, die Stadt Wermelskirchen. Aber das Angebot des Kirchenkreises sei qualitativ, inhaltlich und finanziell attraktiver gewesen.

Markus Körner und Beate Feldes sind schon dabei, ein neues Netzwerk in der Stadt aufzubauen — bei Schulen wie bei Kindergärten. Die ersten Anfragen sind bereits eingegangen.