Im Denkmal wird es schnell sehr kalt
Henning und Renate Rader mussten bei Schäden der Heizung bisher einen Maurer vom Freilichtmuseum Lindlar kommen lassen.
Burscheid. Henning Rader hat viele Großstädte Deutschlands kennengelernt. Als Wirtschaftsprüfer ist er seinerzeit viel rumgekommen. Alle Orte hätten ihren Charme gehabt, erzählt er heute rückblickend. Doch zuhause fühlte sich der gebürtige Burscheider immer nur im Haus seiner Eltern. Die Geschichte ist es, die ihn mit dem Gebäude verbindet — und die ihn auch vor Herausforderungen stellt.
An der Hauptstraße steht das prächtige und traditionell geschieferte Familienhaus der Raders. Das Gebäude, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, fällt unter die Bestimmungen des Denkmalschutzes. Was für Auswirkungen das hat, ist vor allem im Winter zu spüren. Durch die alten Fenster dringt die kalte Luft ins Innere. In den Räumen ist es kalt und auch ein bisschen klamm. Die Gasheizung half in der Vergangenheit nicht immer dabei, ein angenehmes Wohnklima auf den 280 Quadratmetern Wohnfläche herzustellen.
„1926 hat mein Vater hier eine Zentralheizung eingebaut“, erzählt Henning Rader. Für damalige Verhältnisse war das eine moderne Technik, die nun aber auch in die Jahre gekommen ist. Immer wieder kam es zu Rohrbrüchen. „Die Gasleitungen wurden tief in die Wände verlegt, das fand man damals chic. Bei einem Rohrbruch muss die ganze Wand aufgerissen werden.“ Es war ein Risiko, das Henning Rader und seine Ehefrau Renate nicht mehr eingehen wollten. Den Defekt im Heizungssystem in den Wänden ausfindig zu machen, war teils aufwendig und mit hohen Kosten verbunden.
Ein Burscheider Handwerksbetrieb konnte das Ehepaar in diesen Fällen nicht beauftragen. „Wir mussten wegen des Denkmalschutzes einen Maurer vom Freilichtmuseum Lindlar kommen lassen. Und er darf für das Haus nur Lehm aus einer Grube in Lindlar verwenden.“ Eine neue Gasheizung darf nicht eingebaut werden. Auch müssen die undichten Fenster so bleiben, wie sie sind. Die Konsequenz: Bis der Defekt in den alten Leitungen behoben ist, sitzen die Raders in kalten Zimmern.
Es dauerte seine Zeit, nun wurde doch eine Lösung gefunden. Die Gasleitungen wurden von der Belkaw stillgelegt. Die Familie Rader heizt nun mit Elektroheizungen. Sie ziehen die kalte Raumluft automatisch an und wärmen sie auf. Über eine Fernbedienung kann Henning Rader punktförmig steuern, welcher Raum zu welcher Zeit auf welche Temperatur erhitzt werden soll. Die Nachtabsenkung ist eingestellt.
Pro Tag fahren die Elektroheizungen jeweils nur für zwölfMinuten hoch und halten den Raum dennoch den ganzen Tag warm. Ein Titanstab im Inneren der Elektroheizung macht es möglich.
Henning Rader erhofft sich dadurch eine Kostenersparnis. „Das Gas von den Stadtwerken war immer sehr teuer. Ich weiß das, ich habe lange Zeit im Rat gesessen. Außerdem arbeite ich mit der Belkaw zusammen und bin Energieberater.“
Der 79-Jährige sagt ganz klar: „Ich möchte hier wohnen, so lange es geht.“ Auch, wenn an dem denkmalgeschützten Gebäude immer mal wieder Arbeiten anfallen. Auch, wenn 280 Quadratmeter Wohnfläche für zwei Personen sehr viel sind. Damals, als die drei Kinder noch zu Hause wohnten, sei der Platz optimal gewesen. Henning Rader lebte selbst mit sechs Geschwistern an der Hauptstraße.
Es hängen viele Erinnerungen an das Wohnhaus. „Meine Urgroßeltern haben es 1830 gekauft“, erzählt Henning Rader auch mit ein wenig Stolz. Den sein Wohnhaus hat es in den Burscheid-Kalender 2017 geschafft. Außerdem ziert es etliche Schneidebrettchen, die als Souvenir in der Innenstadt erhältlich sind. Der 79-Jährige will die Tradition hoch halten und das Haus pflegen, so lange es geht. „Im Alter kehrt man einfach zu den Wurzeln zurück.“