Jugendliche gefangen von Geschichte über Knastleben
Der Jugendbuchautor Christian Linker stellt Schülern in der Stadtbücherei seinen Roman "Raumzeit" vor.
Burscheid. Es ist ihre Sprache: kurze Sätze, ein paar Schimpfwörter, kein überflüssiges Blabla. Rund 25 Zehntklässler der Friedrich-Goetze-Hauptschule lauschen hochkonzentriert den Worten von Christian Linker. Der Jugendbuchautor liest in der Stadtbücherei aus seinem ersten Jugendroman "Raumzeit" vor. Und das Buch trifft den Nerv ihrer Generation.
Es schildert den Gefängnisaufenthalt eines 16-jährigen Jungen - tiefgängig und ohne Kitsch. Die schweren ersten Tage hinter Gitter, Kontakte zu den Mithäftlingen, Gewalt und Liebe halten die Jugendlichen in Atem. 45Minuten lang sagt keiner ein Wort, niemand zückt heimlich sein Handy.
Linker schreibt aus eigenen Erfahrungen. Zu Recherchezwecken hat er ein Praktikum im Siegburger Jugendgefängnis gemacht - die Anstalt, in der vor einem Jahr ein Jugendlicher von drei Mitinsassen gequält und ermordet wurde. "Ich sprach viel mit Gefangenen und konnte so meine Erfahrungen in dem Buch verwursten", erzählt Linker.
Das Buch hatte er schon im Jahr 2002 geschrieben, in diesem Sommer wurde es neu aufgelegt. Durch den Mordfall scheint es aktueller denn je zu sein.
Die Schüler können sich mit dem Thema identifizieren und sich in die Lage des Jugendlichen hineinversetzen. Der Inhalt des Buches trifft viele Probleme, die Jugendliche heutzutage haben: Es geht um Gewalt, Freundschaft, Liebe und Zärtlichkeit.
Und so löchern sie den Autor mit ihren Fragen: Ob die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhe, möchte ein Mädchen wissen. Linker antwortet ausführlich: "Die Geschichte des Jungen ist Fiktion, aber die Erlebnisse im Gefängnis beruhen auf Fakten." Und wie wird man Autor? "Ich habe schon immer gerne geschrieben. Aber zuerst habe ich die Schule und mein Studium beendet. Eine Ausbildung ist das A und O."
Außerdem erzählt er von Diskussionen mit seinem Verlag über Buchtitel und Schimpfwörter in seinen Texten. "Aber die gehören da rein", geben ihm die Schüler Recht, "Jugendliche sprechen halt so." "Das Buch ist perfekt für unser Alter", betont eine Schülerin und ein Junge gibt zu: "Das ist das erste Buch, das ich freiwillig lesen würde."