Dreister Überfall auf Sparkasse

Der Täter stürmt zur Mittagszeit in die Burscheider Filiale. Auch Schüsse fallen, aber niemand wird verletzt. Dem Räuber gelingt mit seiner Beute in unbekannter Höhe die Flucht.

<strong>Burscheid. Innenausbauer Martin Wagner ist gerade damit beschäfigt, im Kassenbereich der Burscheider Kreissparkassenfiliale das Aufmaß für Umbauarbeiten zu nehmen. Nur schemenhaft nimmt er den Bankräuber wahr: "Er hat zweimal geschossen und dazwischen gerufen: Geld her!" Wagner flieht sofort und verbarrikadiert sich mit einem Angestellten in einem Büro. "Im Nachhinein war das völliger Schwachsinn. Aus dem Fenster hätten wir niemals fliehen können."

Zum ersten Mal wird Burscheids größtes Geldinstitut überfallen - und dann gleich in denkbar dreister Manier: Gegen 11.45 Uhr, zur besten Geschäftszeit, stürmt der bewaffnete Täter in den oberen Eingang der Filiale und zieht dabei eine Strumpfmaske über das Gesicht. Zu dem Zeitpunkt herrscht in der Sparkasse reges Treiben: Es ist Weltspartag.

Wie viele Schüsse fallen, dazu gibt es unterschiedliche Aussagen. Verletzt wird niemand. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen Gasrevolver handelt und der oder die Schüsse sich eher ungewollt gelöst haben. So oder so, der Täter erzwingt mit seinem rigorosen Auftreten die Herausgabe von Geld in unbekannter Höhe. Mit seiner Beute flieht er dann zunächst zu Fuß.

Der Mann rennt über die Bürgermeister-Schmidt-Straße und den Weg zwischen Feuerwache und Federal-Mogul hinunter zum Wendehammer am Geilenbacher Weg. Dort steht sein Fluchtfahrzeug - ein heller Mercedes, vermutlich E-Klasse, mit Neusser Kennzeichen. Später wird die Polizei feststellen, dass es sich dabei um Doubletten handelt: Der darauf zugelassene Pkw, ein Mercedes ähnlichen Aussehens, wird in Neuss überprüft; er ist definitiv nicht der Fluchtwagen.

Dem Burscheider Bezirksbeamten Ralf Heider fällt der flüchtige Bankräuber auf. Er nimmt mit seinem Motorroller die Verfolgung auf und wird Augenzeuge, wie der Täter in halsbrecherischem Tempo die Geilenbacher Straße hinaufjagt, die Kreuzung überquert und über Pfarr- und Bismarckstraße in Richtung Hallenbad rast. Am Schulberg sind gerade viele Schüler auf der Straße. Auf sie nimmt der Fliehende keinerlei Rücksicht. In der Jahnstraße kann Polizist Heider dann nicht mehr folgen. Die Spur verliert sich. Auch eine groß angelegte Fahnung unter Einsatz eines Polizeihubschraubers bleibt ohne Erfolg.

In der Sparkasse herrscht derweil große Aufregung. Bei vielen Mitarbeitern und Kunden liegen die Nerven blank. Walter Bernard (57) hielt sich während des Überfalls zu einer Beratung im unteren Bereich der Filiale auf. "Plötzlich knallt es und alle stürzen die Treppe runter." Gemeinsam mit anderen bringt er sich im Keller der Sparkasse in Sicherheit: "Wir waren da bestimmt zu zehnt." Nach fünf bis zehn Minuten sei ein Angestellter gekommen und habe Entwarnung gegeben.

Corinna Kerp (42) war die letzte Kundin, die noch während des Überfalls die Sparkasse betrat. "Ich wollte mir nur eben Überweisungen ziehen. Dann kam eine Angestellte auf mich zu und rief: Gehen Sie bitte raus, wir haben einen Überfall. Danach ist sie wieder mit erhobenen Händen die Treppe hinaufgegangen und hat gerufen: Ich komme, ich komme."

Eine Reihe von Zeugen stehen unter Schock; sie werden ärztlich und psychologisch betreut. Die beiden Eingänge bleiben für den Rest des Tages geschlossen und verhangen. Aushänge ("Wegen Überfall geschlossen") informieren die Kunden über den Grund der Schließung. Heute soll der Betrieb aber wieder normal laufen - zumindest nach außen hin.