Kanal: Arbeiten wie in der Steinzeit

Zwölf Meter langer Schacht an der Hauptstraße muss von Hand freigelegt werden.

Burscheid. Wie in einem Stollen im Bergbau kämpfen sich Ziyatlin Sengül und Thorsten Jahnig Meter für Meter voran. Was normalerweise Maschinen erledigen, muss hier mit Muskelkraft in der Hocke und mit eingezogenem Kopf bewältigt werden.

Der Schacht für den Kanal in einer Länge von zwölf Metern unter der Kreuzung Haupt-/Mittel-/Luisenstraße wird ausgehöhlt - mit Schaufel, Spaten und Schubkarre für das abgetragene, lehmige Erdreich. Und wäre nicht auch ein Presslufthammer im Einsatz, würde sich das Bild einer Arbeitsweise wie in der Steinzeit aufdrängen.

"Wir haben uns im Vorfeld alle möglichen Pläne angeschaut. Wir haben gewusst, dass es eng werden würde, aber insbesondere Strom- und Telefonkabel waren so massiert, das haben wir erst gesehen, als wir die Baugrube geöffnet hatten", erläutert Jürgen Malzkuhn, Vorstandssprecher der Technischen Werke die ungewöhnliche Baumaßnahme von Hand.

Mit großen Maschinen sei der so genannte Vortrieb nicht möglich gewesen. Der Kreuzungsbereich sei zudem verkehrstechnisch hochsensibel und hätte bei brachialer Gewalt auch einstürzen können.

Die beiden "Untertage"-Spezialisten Ziyatlin Sengül und Thorsten Jahnig haben gestern ihre schweißtreibende Arbeit beendet. Ab heute kann der vorgesehene Kanal eingezogen werden. Das Rohr ist aus "unkaputtbarem" Kunststoff, erläutert Jürgen Malzkuhn. Das war vorher bei dem Zementrohr anders. "Der Kanal war in einem sehr schlechten Zustand."

Deshalb musste er ausgewechselt werden. Ab heute wird das 40 bis 50 Zentimeter dicke Rohr eingezogen und an den beiden "Ausgängen" des Stollen mit dem bereits vorhandenen Kanal verbunden. Bislang ist der unterirdische Tunnel nur für die Arbeiter entsprechend gestützt. Wenn der Verkehr wieder fließt, muss der Asphalt darüber wieder die komplette Last des Verkehrs halten können.

Alles wird deshalb nach dem Anschluss des Kanals mit Zement ausgefüllt. "Dabei dürfen keine Hohlräume entstehen", erläutert Malzkuhn. In der Gesamtmaßnahme, die wie geplant Ende August abgeschlossen sein soll, fehlen nur noch zwei Hausanschlüsse.