„Jede Hochzeit ist anders“

Standesbeamtin Carola Preuß traut morgen neun Paare. In der Lambertsmühle wird im Stundentakt geheiratet.

Burscheid. Wenn sie sich die gerahmten Bilder in ihrem Büro anschaut, dann kann sie zu jedem eine kleine Anekdote erzählen. Auf den Fotos sind Hochzeitspaare zu sehen, die sich vor Carola Preuß das Ja-Wort gegeben haben. Seit dem 6. Oktober 1992 ist die 44-Jährige Standesbeamtin in Burscheid. Zuerst traute sie nur aushilfsweise, seit 2004 kommt jedoch niemand mehr an ihr vorbei, der in Burscheid heiraten möchte.

"Ich frage die Paare auch nach einer kleinen Macke des Partners."

Carola Preuß, Standesbeamtin

Rund 100 Paare kommen pro Jahr zu ihr - und trotzdem kann sie sich noch an jede Hochzeit erinnern? "Jede Trauung ist anders, man kann sie nicht vergleichen", sagt Preuß. Schon im Vorgespräch versucht sie so viel wie möglich vom Paar zu erfahren, um die Traurede möglichst individuell zu gestalten. "Ich frage die Paare auch nach einer kleinen Macke des Partners. Ob er zum Beispiel die Zahnpasta nie richtig zuschraubt oder seine Socken rumliegen lässt. Oder ob die Frau ein Morgenmuffel ist." Das löse meist die angespannte Situation gut auf.

Auch für morgen, den 08.08.08, hat sich Carola Preuß für jedes Paar eine individuelle Ansprache einfallen lassen. Neun Paare wollen sich an dem besonderen Datum in Burscheid für immer aneinander binden. "Den ersten Termin habe ich um 9 Uhr vergeben, den letzten um 17 Uhr."

Rund eine halbe Stunde dauert die Zeremonie, danach soll das Paar noch Zeit haben, ein paar Fotos zu schießen und Verwandte und Freunde zu begrüßen. "Schon allein deswegen vergebe ich die Termine im Stundentakt. Es soll doch der schönste Tag der Brautleute werden", sagt Preuß.

Ein schwieriges Unterfangen bei neun Hochzeiten am Tag? "Nein, absolut nicht." Bedauern würde sie jedoch die Brautleute, die unbedingt an solch einem Datum in manch anderen Städten heiraten würden. "Hier steht, dass die Menschen in Erkrath am 8. August nicht wählen könnten, wo sie getraut werden wollen", sagt Preuß und verweist auf einen Zeitungsartikel.

In einem anderen steht, dass sich die Brautleute in Krefeld ein halbes Jahr vor dem Termin schon nachts vor dem Standesamt versammelt hätten, ausgestattet mit allen Unterlagen und einer Thermoskanne Kaffee. "So etwas gibt es bei uns zum Glück nicht."

Ein halbes Jahr vorher können sich die Heiratswilligen im Standesamt melden. "Aber jetzt gab es schon Anfragen für den 09.09.09. Ich habe den Leuten gesagt, dass es reicht, wenn sie in ein paar Monaten nochmal wiederkommen."

Bisher hätte sie selbst an solch einem Schnapszahldatum kein Paar ablehnen müssen. Und auch für morgen hätte sie sicherlich noch eine Lösung für kurzentschlossene Paare gefunden. "Ich habe manche Paare auch schon am Tag der Anmeldung verheiratet", sagt Preuß.

Das sei morgen bei der Fülle der Termine freilich nicht möglich. Aber warum wollen die Burscheider wohl ausgerechnet an einem Tag wie morgen heiraten? "Das meisten sagen, dass sie sich das Datum leicht merken können."