Mit Taxi über den Nürburgring

Motorsport: Der Burscheider Rennfahrer Markus Lungstrass sichtet als 25-Jähriger mittlerweile selbst den Nachwuchs – und fährt das „Ring-Taxi“.

Burscheid. "Ich stehe gerade in Spanien an der Rennstrecke, wir üben Starts. Es könnte gleich laut werden." So kann nur ein Telefonat mit Burscheids erfolgreichstem Rennfahrer beginnen. Zweimal hat Markus Lungstrass den Alfa Markenpokal gewonnen, in mehr als sechs Rennserien war er bereits unterwegs. Doch was macht der 25-Jährige zurzeit? Die Antwort ist verblüffend: Markus Lungstrass ist - streng genommen - Taxifahrer und Fahrlehrer.

Beides allerdings in einer etwas rasanteren Form. Für das Zakspeed-Team, eines der renommiertesten Teams in Deutschland, fährt Lungstrass das legendäre Ring-Taxi auf dem Nürburgring. Wer Rennluft schnuppern und über die Nordschleife rasen möchten, wird von dem Burscheider gefahren - und das nicht etwa mit einem Mercedes Kombi in Eierschalenbeige. Lungstrass fährt als Firmenwagen eine Viper - einer der begehrtesten Sportwagen in Kinderquartetts und Erwachsenenträumen. Und nebenbei darf der Burscheider auch noch einen Zakspeed-Prototyp testen, der derzeit entwickelt wird.

Soviel zum schnellen Taxifahrer. Als Fahrlehrer ist Lungstrass im spanischen Valencia unterwegs. Dort übernimmt er die Nachwuchssichtung für die Formel BMW, eine klassische Einstiegsserie. Und woran erkennt man einen Rohdiamanten im Rennoverall? "Er muss Fehler machen", sagt Markus Lungstrass. Wie bitte? "Nur wer aus Fehlern lernen kann, wird ein guter Rennfahrer", erklärt er. Es geht darum, sich steigern zu können. Dass er selbst das kann, hat er vor sechs Jahren bewiesen. Damals gewann er mit 19 Jahren als jüngster Fahrer im Feld die deutsche Meisterschaft im Alfa 147 Cup - in seiner ersten Saison. Heute bringt er anderen das Rennfahren bei, darunter auch Privatfahrern.

Könnte er da nicht gleich in die Fußstapfen von Vater Werner treten, der in Burscheid eine Fahrschule betreibt? Der Rennfahrer antwortet wie aus der Pistole geschossen: "Ich würde meinen Vater gerne entlasten, aber dafür müsste ich ein Jahr lang die Fahrlehrer-Akademie besuchen. So lange kann ich nicht aus dem Motorsport raus."

Bei all den Engagements hat Lungstrass ein Problem: Er ist in diesem Jahr noch kein einziges Rennen gefahren. "Das schmerzt, ich bin richtig wild aufs Rennfahren", sagt er. Schuld daran ist ein geplatztes Engagement. "Zwei Wochen vor Saisonauftakt kam die Absage - das ist ganz schön unprofessionell", erklärt er und ärgert sich hörbar.

Jetzt hoff Markus Lungstrass, dass es im Laufe des Jahres noch mit dem ein oder anderen Langstreckenrennen auf dem Nürburgring klappt. Sein Traum bleibt ein festes Engagement als Werksfahrer bei BMW oder Porsche.

Immerhin hat Markus Lungstrass in diesem Jahr ein bisschen mehr Zeit für Freunde und Familie. "2007 saß ich während der Saison jedes Wochenende im Flieger. Am Ende habe ich eine Woche am Stück geschlafen", erinnert er sich. Sein Bett steht immer noch im Burscheider Elternhaus. Ans Wegziehen denkt Lungstrass nicht: "Ich mag meine Heimatstadt, meine Freundin wohnt hier und man kann hier wirklich super Sport machen."