Mit Bratwurst und Erbsen fing es an

Seit 40 Jahren bringt die Arbeiterwohlfahrt alten Menschen warme und frische Mahlzeiten ins Haus. Etwa 40Kunden werden angefahren.

Burscheid. Es ist ein Jubiläum im Jubiläum: Seit 25Jahren sitzt Anita Widdig am Lenkrad des "fahrbaren Mittagstisch" der Awo - einem Ford Fiesta mit 70 000 Kilometern auf dem sieben Jahre alten Blech-Buckel. Das Angebot "Essen auf Rädern" gibt es seit 40 Jahren.

Begonnen hatte alles im März des Jahres 1968: Unter Federführung der damaligen AW-Vorsitzenden Anneliese Domröse (die Arbeiterwohlfahrt wurde damals noch mit AW statt heute Awo abgekürzt) wurde erstmals im Altenheim an der Budde-Stiftung nicht nur für die Bewohner gekocht, sondern auch für alte Menschen, die sich nicht mehr selbst verpflegen konnten oder wollten. Und mit dieser Idee waren die AW-Verantwortlichen Pioniere im Kreis. Es war die bis dato einzige Einrichtung.

Am Prinzip der Auslieferung hat sich bis heute nicht viel geändert. Wie auch. Mit einem Auto werden die Mahlzeiten im Alten Landhaus von Harald Weilbächer abgeholt. 4,90 Euro kosten die verschweißten Gerichte die Abnehmer. Wenn auch die traditionell beliebten Speisen geblieben sind, die Preise dafür sind ordentlich gestiegen: 4,50 Mark kostete ein Mittagsmahl vor 30 Jahren.

Geändert hat sich auch nicht, dass Autos manchmal nicht anspringen. Und so müssen sich Margret Vogel und ihr Mann Egon manchmal auf den Weg machen, um den Fiesta wieder mobil zu machen. Heiligabend war das auch schon mal so. Die Kupplung wollte nicht mehr. Nachdem Egon Vogel Hand angelegt hatte, konnte die Fahrt mit einstündiger Verspätung weitergehen. "Die meisten reagieren mit Verständnis darauf", meint Anita Widdig.

Die 60-Jährige hatte noch vor Wochen Glück. Als sie nach der Tour mit dem Wagen in die eigene Einfahrt fuhr, brannte es im Motorraum lichterloh. Ihr Mann konnte den Brand als gelernter Feuerwehrmann schnell löschen. Das Auto musste dennoch repariert werden. "Dann müssen wir halt mit unseren Privatwagen fahren", erklärt Anita Widdig. Und wenn sie mal verhindert sei, könne sie ganz schnell die Nachbarin um Hilfe fragen. Die heißt Thea Heimann und fährt ebenfalls für die Awo das Essen auf Rädern aus.

Kassiert wird übrigens nicht mehr. Der Kreisverband der Awo zieht das Geld bei den Abnehmern ein. "Zum Glück ist das vorbei", erklärt /Anita Widdig. "Die einen hatten es unter der Couch, die anderen irgendwo in der Küche..."

Ein bisschen Zeit mitbringen müssen die Fahrerinnen aber dennoch. An der Haustür wird manch kurzes Gespräch geführt. Aber nicht jeder habe Bedarf. Wahrscheinlich knurrt bei dem Geruch schon der Magen. Das ist auch bei den Hunden eines Kunden so. "Die versuchen immer in den Kofferraum zu klettern."