Keine Trauer um Kopfnoten
Die Wiedereinführung der Schulbezirke wird sich nach Einschätzung der Schulen dagegen kaum auswirken.
Burscheid. Abschaffung der Kopfnoten, Rückkehr zu den Schulbezirken und Abschied von den verbindlichen Lehrergutachten beim Wechsel auf die weiterführende Schule - das sind die angekündigten Eckpunkte der rot-grünen Schulreform. Die größte Bedeutung messen die Schulen den Kopfnoten bei.
"Es war immer schwierig, die Kinder gerecht zu beurteilen", blickt Schulleiterin Veronika Sommerfeld (EMA-Schule) auf die bisherigen Erfahrungen mit den Kopfnoten zurück. Zwar hält sie es für wichtig "zu würdigen, wie die Kinder arbeiten und sich verhalten".
Aber vom ersten bis zum dritten Schuljahr gebe es ohnehin eine schriftliche Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens. "Das musste man dann noch einmal in einer Zensur fassen und darauf könnten wir gut verzichten."
Gelassen sieht sie die Diskussion um die Empfehlung für die weiterführende Schule. "Da haben wir schon immer versucht, mit den Eltern gemeinsam die beste Lösung für das Kind zu finden." Auch die Wiedereinführung der Schulbezirke sei für Burscheid kein besonderes Thema. "Und uns betraf das ohnehin weniger, weil wir als evangelische Angebotsschule für ganz Burscheid zuständig sind."
Ihre Dierather Kollegin Nicole Gatz hat da seit der Öffnung der Bezirke andere Erfahrungen gemacht: "Wir haben sehr viel mehr Anfragen von außerhalb und mussten leider auch vielen Kindern absagen, weil wir zweizügig sind und bleiben."
Eindeutig ist Michael Bramhoff, Rektor des Landrat-Lucas-Gymnasiums in Opladen, in Sachen Kopfnoten: "Ich wäre begeistert, wenn sie abgeschafft würden." Sie seien ein unnötiger bürokratischer Aufwand und ein "unsinniges Instrument", weil gerechte Noten nicht möglich seien.
Bei der Frage der verbindlichen Empfehlung für die weiterführende Schule sei er dagegen "persönlich unsicher. Es gibt bei beiden Modellen Vor- und Nachteile." Für seine Schule werde sich aber "letztlich nicht viel ändern".
Grundsätzlich nehme er für Verbesserungen der Schullandschaft gerne neue Unruhe in Kauf, "aber in den letzten 20 Jahren sind viele Schulreformen ohne genügend Vorbereitung umgesetzt worden und darüber freuen wir uns gar nicht. Die Einführung der Kopfnoten war beispielsweise mit heißer Nadel gestrickt."
Bodo Jakob, Berufsschullehrer und Vorsitzender des Burscheider Schulausschusses, findet Kopfnoten nach der Reduzierung der Kategorien zwar als pädagogische Maßnahme auf Zwischenzeugnissen "gar nicht so schlecht", aber auf Abiturzeugnissen bewerte er sie kritisch, da sie den Schüler dort ein Leben lang begleiten würden. Die Wiedereinführung der Schulbezirke sei nach seiner Einschätzung in Burscheid "in der Praxis unerheblich".